Erfahrungen eines Erbsenzählers: Der Wirtschaftsinformatiker Marcel Barz im TWASBO-Interview über seine Entdeckungen bei der Analyse der offiziellen Corona-Daten, sendungsbewusste “Faktenchecker”, schweigende Journalisten – und das Rettungsboot der Titanic.

Marcel Barz (47) aus Jüterbog in Brandenburg hat einen Beruf studiert, der in politischen Erregungsszenarien bislang selten auftauchte: Wirtschaftsinformatiker. Mit diesem Know-how und seiner Neigung zu Zahlenoperationen begann der ehemalige Bundeswehr-Offizier eine erfolgreiche Laufbahn als Software-Unternehmer. Doch dann kam Corona – und Barz wandte seine Kenntnisse der Datenanalyse versuchshalber auf die offziellen Daten zur Pandemie an. Von den frappierenden Ergebnissen erzählen drei Videovorträge auf YouTube, die in den Zeiten religiöser Zahlengläubigkeit sofort in ein intensives Kreuzfeuer gerieten. Die Erfahrungen und Erkenntnisse des vergangenen Jahres haben Barz verändert.


TWASBO: Am Beginn Ihres ersten YouTube-Videos „Die Pandemie in den Rohdaten“ erzählen Sie, dass Sie ursprünglich von der offiziellen Corona-Erzählung überzeugt gewesen seien. Stimmt es, dass Sie durch die Analyse der Daten nur Ihren corona-skeptischen Freund Hartmut von seinem Irrweg abbringen wollten?

Barz: So war das wirklich! Zu Beginn der Pandemie hatte ich ja auch Angst um meine Familie, und wir waren voll in dieser Panikschiene drin. Der Hartmut hat mich damals wirklich geärgert mit seiner extremen Schwurbelei. Ab und zu bekam ich von meinen Schwurbelfreunden etwas geschickt, das in das offizielle Bild nicht hineinpasste, wie zum Beispiel dieses interne Panik-Strategiepapier des Bundesinnenministeriums vom März 2020 („gewünschte Schockwirkung” der Kommunikationsmaßnahmen, Anm. TWASBO). Heute wissen wir ja im Detail, was da hinter den Kulissen passiert ist, diese Task-Force, die geleakten E-Mails. Und dann gab es noch diesen Mitarbeiter aus dem Innenministerium, der das „Fehlalarm-Papier“ geschrieben hat, ebenfalls geleakt. Das passte auch nicht ins Bild. Also ein paar Zweifel gab es schon damals bei mir, den ganzen Sommer und Herbst 2020 hindurch. Und diese Datenanalyse machte ich dann 2021 für Hartmut, aber auch für mich, um einfach mal klarzuziehen: Was geht hier eigentlich ab?

Was verrieten die Zahlen Ihnen über das, was abging?

Ich habe nur offzielle Daten verwendet, etwa vom destatis (Statistischen Bundesamt), von der DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) und vom RKI (Robert-Koch-Institut). Dann habe ich es so gemacht, wie wir „Erbsenzähler“, also Datenanalysten, eben solche Daten aufbereiten. Wie eindeutig das Ergebnis war, das hat mich dann wirklich umgehauen: Das Bild in den Rohdaten ist ja ein ganz anderes, als wir es im Fernsehen sehen! Das Jahr 2020 war in Bezug auf die Sterblichkeit absolut unauffällig. Später habe ich es dann noch etwas detaillierter dargestellt: Sämtliche Indikatoren sehen auf den ersten Blick zwar so aus, als wenn da ganz schlimm was losgewesen wäre, aber wenn man diese Indikatoren „eicht“, also die Bezugsgrößen realistisch anpasst, dann zeigen sie immer genau das Gegenteil an. Damals habe ich gezweifelt, ob das wirklich sein kann. Heute sieht die offizielle Darstellung für mich sehr nach billiger Manipulation der Zahlen aus – sodass dieses gewünschte Panikbild entstehen konnte, um irgendeine mir immer noch ziemlich unklare Agenda durchzusetzen.

YouTube zensiert und löscht inzwischen recht effizient nahezu alles, was als „Schwurbelei“ gebrandmarkt wurde. Erstaunlich, dass Ihr Video vom August 2021 mit insgesamt fast einer halben Million Klicks immer noch online ist, oder?

Na ja, es war ja gesperrt. Ich hatte es hochgeladen, dann gingen die Klicks gleich durch die Decke, und es wurde auch sofort von YouTube gelöscht. Auch meine Beschwerde wurde umgehend abgelehnt. Aber dann schaltete sich dieser Anwalt aus Hamburg ein, Joachim Steinhöfel, den ich gar nicht kannte. Er schrieb einen Blogbeitrag dazu und einen Tweet bei Twitter und ich weiß nicht, was noch. Und dann war es plötzlich wieder da – wieder ohne Mitteilung. Wie von Zauberhand. Ohne Prozess. Bei Twitter hatte Steinhöfel wohl geschrieben: „Dieses Video steht unter meinem Schutz!“ Vielleicht hat YouTube eingesehen, dass sie in einem Rechtsstreit keine Chance hätten. Ich habe erst später erfahren, was Steinhöfel für Tagessätze hat und wie gut der vernetzt ist. Da haben sich Leute drum gekümmert, die ich nicht kenne, und mir hat es geholfen. Toll! Und zu den Klickzahlen: Neben YouTube gibt es auch bei Telegram irgendeinen Kanal, da wurde das Video bis heute schon eine Million Mal geklickt. Also ich habe damit schon viele Menschen erreicht, das ist unglaublich.

Welche Reaktionen erhielten Sie?

Krass war, was in meinem E-Mail-Postfach abging: Als das Video über die 100.000 Klicks hinaus war, machte es da nur noch „Ping! Ping! Ping!“ Wenn ich eine Mail beantwortete, waren schon wieder 20 neue da. Und das waren oft richtig fundierte, detaillierte Zuschriften von Fachleuten. Das war fast alles zustimmend, bis auf eine Handvoll Mails, nein konkret zwei, ablehnende Zweizeiler. Viele waren differenziert, auch mit Kritk im Detail, aber komplette Bestätigung in den Kernaussagen. Und wie viele Ärzte und Professoren mir geschrieben haben! Oft mit dem Zusatz: Aber bitte nennen Sie nicht meinen Namen! Das Bild hat mich komplett bestätigt und ist fundamental entgegengesetzt dem, was wir im Fernsehen erleben.

Sie sind Jahrgang 1975 und haben einen Teil Ihrer Jugend noch in der DDR verbracht; bis heute leben Sie in Brandenburg. Hat Ihre Bereitschaft, offizielle Darstellungen kritisch zu hinterfragen, vielleicht auch damit zu tun?

Das habe ich mich auch schon mal gefragt. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass ich solche unerwarteten Ergebnisse wie meine so stehenlasse. Ich habe dann nicht das Bedürfnis, das wegzuzaubern, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Als ich 15 Jahre alt war, hat es in meinem Leben zum ersten Mal einen Umbruch gegeben. Das Staatsbürgerkundebuch war plötzlich nicht mehr gültig und wurde zurückgegeben, der Lehrer entlassen, und plötzlich gab es einen ganz anderen Unterricht. Das mal miterlebt zu haben, war schon hilfreich: Nichts ist in Stein gemeißelt, es kann sich alles ganz schnell ändern. Offensichtlich hat der Ossi da noch andere Antennen als die Menschen in den alten Bundesländern.

Die sogenannten Faktenchecker von „Correctiv“ haben sich intensiv mit Ihren Darstellungen befasst. Wie lief das ab?

Correctiv hat mich auf allen Kanälen angeschrieben, sinngemäß: ich solle bis dann und dann ganz eilig folgende Fragen beantworten. Kurz vorher hatte der „Volksverpetzer“ über meine „Fake News“ einen Artikel geschrieben, wobei es überhaupt keinen Austausch mit mir gegeben hatte – da fand ich es schon toll, dass mir Correctiv überhaupt die Gelegenheit zu einer Stellungnahme gab. Ich schickte dann meine Antworten und stellte unsere Korrespondenz mit ihren Fragen auf meinen Telegram-Kanal. Aber das fanden die gar nicht gut: Das sei nicht autorisiert, ich solle das sofort löschen und so. Da war ich froh, dass ich noch die Nummer von Steinhöfel in meinem Telefon gespeichert hatte. Er schrieb dann gleich wieder einen Blogbeitrag, wie das so läuft mit diesen Faktencheckern – und dokumentierte auch deren Mails und Fragen gleich mit. Den Beitrag lasen wieder ganz viele Leute, und ich war Herrn Steinhöfel zum zweiten Mal sehr dankbar. Das machte also die Runde, und ich dachte: Jetzt werden sie es nicht mehr wagen, noch einen „Faktencheck“ zu veröffentlichen. Aber das taten sie dann ein paar Tage später, und der liest sich so, als hätte es unseren Austausch nie gegeben. Aber bei Steinhöfel kann man ja parallel lesen, wie dieser Austausch wirklich war. Das spricht dann auch wieder Bände.

Aber nun waren Sie offiziell der Schwurbelei überführt …

Ich habe dazu dann den zweiten Film mit dem Titel „Korrektur“ gemacht, wo ich mit einem dramatischen Geständnis anfange, einige unerhebliche Fehler richtigstelle und das alles noch mal Punkt für Punkt aufdrösele. Da zeige ich dann: Wenn man den „Faktencheck“ so im Halbschlaf runterliest, klingt er total überzeugend. Das Bauchgefühl ist also: Oh, das ist ja kompletter Schwachsinn, was der Barz da erzählt! Aber wenn man dann ins Detail geht und die Links anklickt, die sie liefern, dann bleibt davon nicht viel übrig. Aber dazu muss man etwas Zeit mitbringen. Mittlerweile glaube ich, dass genau das deren Job ist: Mit ihrem „Faktencheck“ haben sie mich als „irreführend“ markiert. Wenn jemand jetzt mein Video bei Facebook oder Twitter hochladen will, dann hat der ein Problem. Und das lässt sich auch nicht korrigieren. Es gibt keine Telefonnummer, wo ich anrufen kann: Hallo, ich wurde als Schmuddelkind gekennzeichnet und seither spricht keiner mehr mit mir! Die haben also ihr Ziel erreicht. Ich bin seitdem in den Mainstreammedien und auf großen Social-Media-Plattformen mundtot.

Ihre Anhänger hingegen haben gelobt, wie unaufgeregt und sachlich Sie Ihre Befunde präsentierten. In Ihrem dritten Video „Corona und Zahlen – Werden uns die Corona-Zahlen neutral präsentiert?“ vom Februar 2022 wirken Sie aber stellenweise durchaus nervös und aufgeregt. Zum Beispiel, als Sie über Event 201 sprechen, eine Stabsübung, bei der eine Corona-Pandemie simuliert wurde – nur Wochen vor dem tatsächlichen Ausbruch.

Das stimmt, aber die Nervosität hatte ganz banale Gründe: Das war das erste Video, das in einem richtigen TV-Studio produziert wurde. Die Leute von WIR („Wissen ist relevant“) hatten mich eingeladen und alles aufgefahren: ich weiß nicht, wie viele professionelle Fernsehkameras und ein Team mit Maskenbildnerin, Licht- und Tonleuten. Ich hatte noch nie in einem Fernsehstudio vor der Kamera gestanden. Zwei Tage hat es gedauert, mit Probedurchlauf, noch mal schlecht schlafen, dann die Aufzeichnung: Jetzt muss es passen! Daher das Zittern der Stimme.

Ihr Videovortrag war hierzulande einer der ersten, der den Zusammenhang mit Event 201 öffentlich gemacht hat.

Ich bin erst durch Paul Schreyer, den Mitherausgeber von „Multipolar“, darauf aufmerksam geworden. Er hatte in seinem eigenen Vortrag bei WIR darauf hingewiesen. Das hatte ich mir dann genauer angesehen. Aber das ist natürlich ein Knaller! Und da müssten investigative Journalisten natürlich jetzt einsteigen: Wie kann das sein? Warum wurde der Johns Hopkins University so viel Geld gegeben? Was für Interessen und was für Netzwerke stecken dahinter? Und die Hinweise, die wir haben, sind so deutlich, dass ich mich frage: Was machen die Journalisten da den ganzen Tag? Warum kommt das nicht im Fernsehen?

Das haben Sie dann zu Ihrer Mission gemacht: Journalisten mithilfe Ihrer Analyse-Ergebnisse auf das Thema „Manipulation der Corona-Daten“ anzusetzen.Wie sind Sie an die Sache herangegangen?

Ich dachte, meine Ergebnisse und die Erfahrungen damit, etwa mit sogenannten „Faktencheckern“, seien eine wichtige Story, damit die Leute sich ein Bild machen können, in was für einer Welt wir leben. Da dachte ich naiv: Ich rufe einfach bei meiner Zeitung an, so wie ich das auch früher schon gemacht habe. Ich habe hier in Jüterbog einen Kinder- und Jugendverein gegründet vor 20 Jahren. Wenn wir da ein Fest machen, dann rufe ich bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung an und dann kommt der Reporter und schreibt den Artikel. Und als „Spiegel“-Leser dachte ich: Diese investigativen Journalisten sind so scharf, wenn man sie mal auf eine richtige Story ansetzt, und jetzt habe ich eine! Darum werden sie sich reißen! Ich sah schon das Titelblatt des „Spiegel“. Aber unser Lokalredakteur sagte mir gleich: Damit wirst du hier nicht durchkommen, ich habe mir dein Video angeschaut. So einen Schwurbelkram werden die nicht bringen! Ich tingelte dann durch die Gegend und hielt Vorträge in Wohnzimmern und sagte jedesmal: Bitte nennt mir Journalisten, die das in die Medien bringen! Und da ergaben sich einige Medienkontakte, wo ich überall mein Material hinschickte. Und das Ergebnis war: nichts.

Was antwortete man Ihnen denn so in den Redaktionen, an die Sie sich wandten?

Also, mit einem richtigen Leitmedium hatte ich bis heute noch gar keinen Kontakt. Es gibt einen freien Mitarbeiter des MDR, der interessiert war und noch ein wenig weiterfragte. Er müsse aber sehr vorsichtig sein, was er im Sender unterbringen könne ­und wie er das fernsehtauglich zusammenfassen könne. Das blieb dann ohne Ergebnis. Ansonsten gab es gar keine Reaktionen. Außer eine weitere freie Journalistin, die mir schrieb: Wenn die „Faktenchecker“ von Correctiv das doch schon widerlegt hätten, dann könne sie das nicht mehr aufgreifen.

Müssten Sie es heute nicht noch einmal bei den Redaktionen der Leitmedien versuchen, wo die Fronten vielleicht langsam aufweichen und selbst der „Spiegel“ einen Bericht über verschwiegene Impfnebenwirkungen gebracht hat?

Dann wäre ich für einen Tipp dankbar, wie ich es machen kann. Ich habe für mich einfach die Konsequenz gezogen, dann eben zu den Alternativen zu gehen und denen bei Interesse meine Geschichte zu erzählen.

Aber Ihren gelernten Beruf als Wirtschaftsinformatiker und ihr Leben als Software-Unternehmer haben Sie an den Nagel gehängt.

Ich war einfach unglücklich mit dem Job. Dabei lief es gut, aber ich habe meine Kinder überhaupt nicht mehr gesehen. Ich bin morgens um sechs mit dem ersten Zug nach Berlin reingefahren und kam mit dem letzten wieder, da lagen sie schon im Bett. Meine Frau fragte mich: Wie lange willst du dir den Stress noch antun? Und der Arzt sagte mir: Überlegen Sie mal, ob Sie Ihr Leben weiter so führen wollen. Der Ausgleich war für mich immer mein Hobby gewesen: Holzarbeiten. Meine Frau ist selbstständige Holzbildhauerin, und bei ihr habe ich gesehen, was für ein schöner Beruf das ist. Stattdessen saß ich den ganzen Tag in der Firma und ärgerte mich mit Professoren rum, dann kündigte noch mein bester Mitarbeiter, und da sagte ich mir: Ich mache das nicht mehr! Heute verdiene ich meine Brötchen als selbstständiger Holz-Handwerker. Meine neue Firma heißt „Krumme Dinger“. Ich baue alles, was krumm sein darf, aus dem Holz der Rubinie. Ich backe jetzt viel kleinere Brötchen, aber dafür ist es meine Leidenschaft. Früher waren die Erbsen mein Beruf und das Holz mein Hobby – jetzt ist es umgekehrt. Die Entscheidung war richtig, und ich hätte sie schon früher treffen sollen.

Haben Sie jetzt vollständig den Rückzug ins Private angetreten?

Ich weiß nicht, ob das ein Rückzug ist. Als ich mein Ergebnis aus den Rohdaten der Pandemie gewonnen hatte, dachte ich noch: Okay, die haben das alle falsch interpretiert, ich kann das korrigieren. Dann schrieb ich erst mal meine Landrätin an: Hallo, bitte Vorsicht, nicht gleich von „Infizierten“ reden, wenn es eigentlich nur „positiv Getestete“ sind! Ich ging zur Einwohner-Fragestunde in der Kreistagssitzung und stellte Fragen. Ich schrieb der Chefin des Gesundheitsamts und dem Amtsarzt detailliert meine Befunde. Ich schickte Kopien an Politiker aus der Gegend, da steckte ich richtig viel Zeit rein. Aber auch da war null Bereitschaft zum konstruktiven Diskurs.

Also ein Kampf gegen Windmühlenflügel?

Ich habe das eher mit der Situation auf der Titanic verglichen. Ich renne da an Deck rum und rufe: Leute, das Schiff liegt schon schräg im Wasser, da ist das Leck, da ist der Eisberg – merkt ihr nichts? Aber niemand will das hören. Und jetzt muss ich mich halt um mein Rettungsboot kümmern. Denn es ist klar für mich, dass hier noch ganz andere Sachen laufen, und ich befürchte für den nächsten Winter krasse Einschnitte. Das hat nicht mal mehr so viel mit Corona zu tun, sondern mit den Stichworten Versorgungsengpässe, Energiekrise – da rollt eine Welle auf uns zu. Wenn die Grundversorgung plötzlich nicht mehr sicher ist oder nicht mehr erschwinglich, dann haben wir ein Problem. Ich habe mich ein wenig mit dem Blackout beschäftigt, das ist eine ganz reale Gefahr, an der wir bislang nur ganz knapp vorbeigeschrammt sind. Darum muss ich mich kümmern und diese ländlichen Strukturen hier bei mir in der Gegend aktivieren, mich vor Ort vernetzen und mich dadurch weitestgehend autark machen. Aber ich bin kein „Prepper“, ich lagere nichts im Keller und will auch keine Angst verbreiten. Sondern ich will ganz entspannt meine Nachbarn kennenlernen: Ach, du bist Bauer! Du weißt noch, wie man Brot backt! Lass uns mal ein Bier trinken! Solch ein Kontakt könnte in der Krise wichtig werden.

Das klingt, als ob das Private heutzutage eben doch das Politische sei …

Na, vielleicht ist es ja ein politische Statement: Leute, hört auf, in den Zahlen rumzuwühlen! Schaut, wer eure Nachbarn sind und wie ihr euch gegenseitig unterstützen könnt! Viele hängen den ganzen Tag bei Telegram rum und diskutieren, was Lanka oder Guérot oder Lauterbach jetzt wieder gesagt haben. Aber abends klappen sie den Laptop zu, allein in einer großen Stadt, kennen ihre Nachbarn nicht, haben sich mit ihrer Familie zerstritten – die haben dann ein Problem. Die Leute vor Ort sind es, die mir in der Krise den Arsch retten! Ich schlafe einfach besser, wenn ich weiß: Falls es kein Öl und Gas mehr gibt, heize ich mit Holz aus meinem eigenen Stück Wald. Das Wasser hole ich aus dem Boden, das reinige ich durch eine Osmose-Anlage. Und nebenan gibt es Hühner, im Notfall schlachte ich ein paar. Jetzt mag man sagen: Du siehst ja nur noch schwarz! Aber dieses ländliche Leben und wie wir uns als Menschen hier begegnen, das ist in jedem Fall schön. Das hält jede Krise aus.


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