Kriegstreiberei? Politische Schauprozesse gegen die Opposition? Gasmangel und Stromblackout? Allgemeine Verarmung? Blöde Schlechte-Laune-News! Aber unsere Qualitätsmedien können auch anders: Es gibt sie noch, die erfreulichen Trends und Themen. Und einer gibt ihnen Raum – von Flensburg bis Freiburg. Danke, Deppenportal “Watson”!

“Essbare Drohnen lösen Problem mit Elektroschrott”. Das ist schon eine sehr gute Nachricht, aber es ginge noch besser: “Deutsche essen jetzt Elektroschrott zu Mittag und Drohnen zum Nachtisch”. Wäre allerdings ein klein wenig lang. Da mal dranbleiben und zuspitzen, Watson*!

“Edeka baut ersten recyclebaren Supermarkt”. Hoffentlich habt ihr euch für das zehn Quadratmeter große Logo wenigstens ordentlich schmieren lassen. Aber apropos: Könnte man Supermärkte, die sogar schon recyclebar sind, nicht vielleicht auch essen? So dass wieder ein Problem gelöst wäre, das man nur erst noch erfinden müsste?

“Veganuary-Teilnehmende stellen Ernährung um”. Den Pulitzer gibt es hier für die gendersensibel “Teilnehmenden”. Man stelle sich vor, es wären “Veganuary-Teilnehmer”, welch ein Schlachtfest für #metoo! Watson wäre heute schon gelöscht. Die Frage bleibt: Sind essbare Drohnen und recyclebare Supermärkte vegan?

“Mehrheit weltweit würde für Klimaschutz selbst zahlen”. Vielleicht mein persönlicher Favorit, wegen der vielen sich überlagernden Ebenen von Bullshit: Wie formuliert man eine Umfrage unter 26 Redaktionspraktikanten so, dass dieser weltweite Wunsch dabei herauskommt? Wie kann jemand “nicht selbst” zahlen? Und wieso überhaupt “würde”? Ich scheiß mehr Hartgeld für “Klimaschutz” als jeder Goldesel, und das sogar unfreiwillig.

“Studierende der Uni-Florida fordern mehr Klimaschutz”. Geilomat, der Bindestrich! Und erderschütternd, was John Doe von der unter diesem Namen nicht einmal existierenden Uni fordert. Vor allem, wenn er gleich mehrere Studierende dabei mitreißt. Das ist ja noch interessanter, als wenn an der Förderschule-Kleinflottbek ein Sack Bulgur umfällt!

Bonustrack aus dem Gedächtnis: “ARD und ZDF zeigen 4,8 Prozent mehr queere Filme”. Sorry, es können auch 4,7 gewesen sein, meine Kamera hat da vor lauter Scham versagt. Oder weil der Photosensor nicht länger mit der hochenergetischen Schwachsinnsstrahlung dieser bunten LEDs klarkam. Oder weil ich es endgültig leid war, für so etwas immer fünf Minuten vor einer Digital-Litfaßsäule herumlungern zu müssen, bis endlich im Turnus des propagandistischen Grauens wieder die gute Nachricht des Tages auftauchte.

Das macht aber alles nichts: Freuen Sie sich auf weiterin täglich unerschöpflich neue gute Nachrichten im öffentlichen Raum – von “Watson”, ihrem digitalen Kinderkanal für linksgrüne PISA-Versager!

* Watson ist laut Wikipedia eine Marke des Schweizer Unternehmens CH Media, in Deutschland von Ströer Media als Lizenznehmer vertrieben. Seit 2019 besteht eine Content-Partnerschaft mit Zeit Online und t-online. Sie löste die Partnerschaft mit Spiegel Online ab.


Bonus-Bonustrack: So wie im Bild unten warb “Watson” im März 2018 für sein baldiges Erscheinen in Deutschland. Die Kampagne spielte auf dieser ersten Stufe noch damit, das Beworbene im Unklaren zu lassen. Erst die zweite Stufe zündete dann den Slogan “News ohne Blablabla” und die Marke “Watson”.

Tja.