Helfen Sie mir bitte kurz. Es ist nämlich so: Ich möchte mit dieser Fotografie, die mir vor einigen Wochen in Lauenburg an der Elbe unterlief, nicht allein bleiben. Denn ganz klar will mir dieses Bild etwas sagen, nur weiß ich eben nicht, was. Das ist so ähnlich wie in dem alten Bilderwitz von – ich glaube – F.K. Waechter: „Plötzlich erschien mir mein Großvater und redete lebhaft auf mich ein. Ich verstand ehrlich gesagt kein Wort.“
Hier ist es ja nicht nur das ins Auge fallende Gesichtsbildnis, das Rätsel aufgibt. Es sind, und das bitte ich sorgfältig zu registrieren, auch die übrigen Details und Arrangements: der Nistkasten auf der Dachterrasse; der fast volle Mond genau zwischen Dachkante und Fernsehantenne; die Krähe auf selbiger. Das alles in Höhe des siebenten Stockwerks. Das muss etwas bedeuten. So etwas kommt in der Natur nicht zufällig vor.
Bitte helfen Sie also. Leitfragen, an denen Sie sich orientieren können: Wer wohnt da wohl unterm Dach? Welchen Gemütszustand drückt das zur Schau gestellte Gesicht aus? Ist der Vogel links dem Kasten rechts entschlüpft und vielleicht sogar domestiziert? Was passiert, sobald der Mond sich rundet? Hat das alles Einfluss aufs Fernsehprogramm?
Leser, ich weiß, Sie äußern sich nicht gerne öffentlich. Die Zeiten sind nicht danach. Wer weiß schon, ob das beruflich und sozial mal gegen Sie verwendet werden wird (eher ja als nein). Aber dieses eine Mal könnten Sie doch eine Ausnahme machen. Danke.
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Ich sah Hässlicheres auf den Märkten in Südafrika. Auch da war mir nicht klar, ob das der mangelnden Kunstfertigkeit der Handewerker lag, oder ob die weiße Kundschaft das so wünschte. Der Rabe wendet sich ab mit Grausen.
Kulturelle Aneignung. Blackfacing. Mohrenkopf. Structural Racism. Ekelhaft.
Der Schlüssel zu David Lynch’s „Mulholland Drive“ liegt in der Szene in „Winkie’s Diner“, so viel stand fest. Was aber wäre, so dachte Rabe Rainer oft in einsamen Mondnächten, wenn darin auch der Schlüssel zum Geheimnis des Lebens lag? War Meister Lynch nicht dafür bekannt, tiefere philosophische Fragen in seinen cineastischen Rätseln zu verstecken? Und was war wohl dran an den Gerüchten, dass auch hier hinter dem schäbigen Bungalow etwas wohnt – etwas dunkles, bedrohliches, unaussprechliches, ein Mann, ein Gesicht, ein Alptraum, wohlmöglich gleich um die Ecke, Wand and Wand mit Rabe Rainers kleinem Holzverschlag? „There’s a man, in the back of this place. He’s the one who’s doing it!“ Es war dieser, Gedanke, der ihn Nachts nicht mehr zu Ruhe kommen ließ. Eines Tages würde er nachschauen müssen.