Lachen, Luxus und das typisch Weibliche – auf weniger Platz, als Trump für eine getwitterte Kriegserklärung braucht. Aber dafür geistreich. Bitte!
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Hin und wieder kommt man als Autor in den Genuss, in der Tradition des ehrwürdigen Salonspielchens unter Caféhaus-Intellektuellen einen Fragebogen ausfüllen zu sollen. Diesmal war der Anlass, dass ich ausgerechnet am kommenden Veilchendienstag, dem 28. Februar, in Wenningstedt aus „Wattenstadt“ vorlese. Ich meine, „Wattenstadt in Wenningstedt“, das klingt natürlich allein schon ziemlich karnevalistisch. Wenn man außerdem weiß, dass Wenningstedt auf Sylt liegt, dann kommt noch dieser spezifische Hauch von Promis und Parties hinzu. Was passt da besser als ein launiger Fragebogen?
Und so trat also der „Sylter Spiegel“ – keine Lokalredaktion des Hamburger Nachrichtenmagazins, sondern ein unabhängiges Sturmgeschütz der Demokratie – auf den Plan. Beziehungsweise an mich heran. Mit der Bitte, als „Mann/Frau im Spiegel“ (Rubrikentitel) die beigefügten Fragen „mit ein wenig Geist, Ironie und Witz“ auszufüllen. Und ein Foto beizufügen, „am besten als scharfe Brustaufnahme“. Das war aber alles noch der ernst gemeinte Teil, das Geschäftliche sozusagen.
Da ich kein (bekannter) Pornodarsteller bin, konnte ich statt mit scharfer Brust nur mit einem mittelscharfen Kopfschuss dienen, der später auch prompt meinen publizierten Fragebogen zierte. Jetzt aber erst mal ran an die Fragen! Vermutlich werden sie ja schon so gestellt sein, dass sie dem Beantworter Scheunentore für Wortspiele und sonstige Geistesakrobatik öffnen, oder? ODER??
„Zum Lachen bringt mich…“
Ömm. Wie komplettiert man das mit „ein wenig“, also nicht zu viel, Geist und Witz? Zum Lachen bringt mich ein Scherz? Zum Lachen bringt mich mein Chauffeur, indem er mich in die Tiefgarage fährt? Zum Lachen bringt mich das Glück, das in den feuchten Augen meines kleinsten Kindes schimmert wie die Kerzen am Weihnachtsbaum damals, als Opa noch lebte? Hm.
Weiter im Text. Vergessen wir nicht, dass der Fragesteller von Sylt aus fragt:
„Luxus ist für mich …“
Gute Frage. Luxus. Für jemanden, der demnächst auf Deutschlands Reichen-Insel etwas öffentlich vorlesen darf, dies auf Facebook in der Sylt-Community ankündigt und von dort als erstes die offenbar rhetorisch gemeinte Frage zurück bekommt: „Der Eintritt ist frei?“
Zum Lachen bringt mich mein Chauffeur, indem er mich in die Tiefgarage fährt.
Mittlerweile ist das Spielchen unübersehbar in Arbeit ausgeartet. Schwere Arbeit. Witzisch sein! Geistreich sein! Ironisch sein! Streng. Dich. An!!!
Aber dann geht mir endgültig die Puste aus.
„Typisch männlich ist…“ / „Typisch weiblich ist …“?
Och nö. Nö! Was mach ich jetzt? Es ist eine Falle! Ein Dilemma. Eine Zwickmühle. Alles, was ich darauf antworte, kann nur falsch sein! Ich kann das nicht genderpolitisch korrekt beantworten! Irgendjemand wird sich diskriminiert fühlen. Garantiert. Garantiert!
Oder warte. Doch. Das müsste gehen. Da kann niemand … wirklich niemand … Ja, das geht!
Puh! Heute gelernt: Fragebogen = um Fragen einen Bogen machen.
Gacker! Gab es Leserbriefe?
Keine, die an mich weitergeleitet worden wären. Wenn man das will, muss man im Deutschen Ärzteblatt einen Beitrag schreiben, in dem eine humorvoll gemeinte Bemerkung vorkommt. Es folgen: 25 angekündigte Abo-Kündigungen (geht nicht, Zwangs-Abo wg. Mitgliedschaft in der KBV), 1 angedrohte Beleidigungsklage, 3 Beispiele für überlegenen Ärztehumor. Macht man dann nicht noch mal.