Unsere Welt ist klein geworden. So klein wie eine Gummizelle: gut gepolstert, ausbruchssicher, überfüllt. Ein Elektroschock am einen Ende pflanzt sich bis zu den Insassen am anderen Ende fort. Und wir stecken mittendrin – woran TWASBO in dieser Reihe erinnert.

Screenshot: YouTube

Der links im Bild hat reiche Erfahrung als Fernsehschauspieler und Comedian. Der rechts blickt auf eine Karriere als Entertainer und Serienstar aus dem gescripteten Reality-TV zurück. Hier spielen sie gemeinsam vor den Kameras der Weltpresse eine dramatische Szene: offener Streit im Weißen Haus. Der links ist Wolodymyr Selenskyj, bekannt als ukrainischer Präsidentendarsteller aus der Erfolgsserie „Diener des Volkes“.

Hä, sagen Sie, das ist doch Quatsch, ich kenn doch den Selenskyj aus der Tagessschau! Den realexistierenden Kriegshelden, für den wir all die blaugelben Fähnchen an unsere eigenen Behörden (und zum Beispiel auch auf dem Kirchturm in meiner Straße) gehisst haben, weil er für die gerechte Sache kämpft! Nun ja, er selbst kämpft eher nicht so viel, aber er lässt immerhin viele andere für die gerechte Sache sterben und fährt währenddessen durch die Welt, um Forderungen zu stellen, die Deutschland bis heute schon fast alle erfüllt hat. Der Trump aber hat ihn jetzt plattgemacht. Vor laufenden Kameras. Boaaaaaah! Eine Sternstunde des Live-Krawalls.

Nur leider wohl zu schön, um spontan zu sein. Eher das Sequel von The Apprentice („You’re fired!“). Sie sollten sich wirklich anderthalb Stunden Zeit nehmen, um diese hier schon mal verlinkte Doku über Aufstieg und Fall Selenskyjs als Schauspieler und Staatsmann zu sehen. Die nervige Drama-Musik und die hektischen Bildschnitte stören arg, aber die Infos selbst sind, wie man so schön sagt, augenöffnend.

Am Ende seiner „Abrechnung“ mit Apprentice bzw. Agent Selenskyj wendet sich Trump im Video übrigens zufrieden an die Medienvertreter: „Das wird großes Fernsehen!“ Freuen wir uns schon heute auf die nächste Folge hochkarätiger politischer TV-Unterhaltung, wenn es heißt: Bundeskanzler Merz zum Antrittbesuch in Washington eingetroffen!

Die irrsten und zugleich lehrreichsten Geschichten über Feindbilder schreibt immer noch das Leben: Ein amerikanischer Jude schießt in Miami zwei vorbeifahrende Männer an, weil sie für ihn wie Palästinenser aussehen. Stellt sich raus: Es sind jüdische Israelis auf Urlaub, Vater und Sohn. Der Sohn postet nach dem ersten Schock und notärztlicher Behandlung auf X: „Wir sind Opfer eines antisemitischen Mordanschlags geworden. Tod allen Arabern!“

Da schau her, der „Stern“ funzelt immer noch am stark bewölkten Pressehimmel! Und wie zum Beweis bappt er ein Banner an die Fassade des halb leerstehenden, von Spuk und Gespenstern bevölkerten, ehemaligen Gruner+Jahr-Gebäudes zu Hamburg:

Das einst so prunkvolle Pressehaus, dieses publizistische Führerhauptquartier aus Hitlers Tagebuch-Zeiten, gehört inzwischen mitsamt „Stern“ zur Kölner Proletenpropagandaschleuder RTL. Und deren Ideologie illustriert treffend das Foto auf dem Plakat: Wenn das Mehr Leben ist, dann sieht es aus wie in Pandemie, Maskenpflicht, Denkverbot, durchgeimpft, Merkeljugend, Fünfte Kolonne, Spartakusbund. Und wenn man hier Mehr Mut sieht, dann wie in Antifa, Gruppenzwang, Oppositionsunterdrückung, Hammerbande, Gleichschritt, Uniform, G20-Krawalle. Die neue Zielgruppe des vor langer Zeit von Henri Nannen und allen guten Geistern verlassenen Sturmgeschützes der Demokratur scheint somit diejenige zu sein, die früher von der „Bravo“ nicht mehr erreicht worden wäre. Weniger Blattmacher als Plattmacher.

Übrigens plakatierte der „Stern“ auch schon vor zwei Jahren, mitten im Ringen um die sich abzeichnende RTL-Übernahme, mutige und lebenspralle Parolen – wenn auch nicht frontal zur Elbpromenade hin, sondern mehr so halblaut zum Hinterhof raus:

Ob die Redaktion diesen ganzen Existenzkampf auf sich genommen hätte, wenn ihr ein Blick in die eigene Zukunft vergönnt gewesen wäre?

Der Mann kommt dem, was man Weisheit nennt, mit zunehmendem Alter und Texten wie diesem immer näher. Der Mann ist Lehrer – einer von der charakterstarken und reflektierten Sorte, die man sich für seine Kinder als Wasserstelle in der roten Bildungswüste ersehnt hätte. Einer, an dem Schüler sich reiben und aufrichten könnten. Doch Heino Bosselmann hat Berufsverbot.

Warum? Wegen „Rechtsextremismus“. Aber wo zeigt sich in seinen Äußerungen Verfassungsfeindlichkeit, der einzig relevante und halbwegs überprüfbare Tatbestand? Diese berechtigte Anfrage des von ihnen in Bann Geschlagenen auch nur zu beantworten, geschweige denn mit Gründen zu untermauern, sind die Funktionärskader in Ministerialbürokratie und Schulverwaltung, die dieses Berufsverbot exekutieren, seit Jahren zu feige. Sie verschanzen sich hinter kollektivem Schweigen und vorgeschobenen Formalitäten.

Wer die Geschichte dieses Berufsverbots liest, dem läuft die Galle über vor so viel armseliger Feigheit des weitgehend gleichgeschalteten deutschen Bildungswesens. Denn ehrlicherweise könnte es sich auf nichts berufen als auf das alte nationalsozialistische Prinzip der Sippenhaft: Bosselmann ist so frei, bei Antaios in Schnellroda zu publizieren, im Zentrum des Bösen. Also verkörpert er das Böse. Quod erat demonstrandum.

Dabei müssten sie, ihrer eigenen Richtschnur folgend, doch kalkulieren: Brillante Gedanken, im Herzen der Finsternis platziert, machen die Finsternis … etwas weniger finster. Aber vermutlich darf gerade das nicht sein, weil es eine Stütze ihres Weltbildes wegschlagen könnte. All diese schweigenden und lavierenden Feigling*innen haben zu Hause Spiegel an den Wänden. Wollen wir annehmen, dass sie sie nicht nur in der Karwoche mit schwarzen Tüchern verhängen.

Zum Schluss noch ein Schuss – ein Schuss Menschlichkeit:

Die Nachfrage scheint da zu sein.