Unsere Welt ist klein geworden. So klein wie eine Gummizelle: gut gepolstert, ausbruchssicher, überfüllt. Ein Elektroschock am einen Ende pflanzt sich bis zu den Insassen am anderen Ende fort. Und wir stecken mittendrin – woran TWASBO in dieser Reihe erinnert.
Bei dieser temporären Installation eines anonymen Künstlerkollektivs in Hamburg (Titel: „Bedürfnispyramide“) handelt es sich um ein Mahnmal für den gescheiterten deutschen Sozialstaat. Schade, er war ja sehr gut. Aber was weg muss, muss weg. Wir schaffen derzeit schon die Industrie ab, den Mittelstand, die Energie- und Lebensmittelversorgung, die Luftfahrt, das Autofahren, die Grundrechte – also warum nicht auch die antiquierte Idee, dass ein Rollstuhl von den Sozialkassen kostenlos verliehen und nach der Abschluss des Bedarfsfalls an den nächsten Bedürftigen weitergegeben wird, finanziert von einer Solidargemeinschaft der leistungsfähigen Beitragszahler? Bismarck ist doch nun wirklich schon sehr lange tot, und die Namen Stein und Hardenberg kennt niemand mehr. Was, Ihre Krankenkassenbeiträge steigen gerade dramatisch? Sagen wir einfach, es liegt an Corona.
Cringe-Aktion des Jahrzehnts:
Das werden sie doch nicht wirklich gemacht haben, oder? Oh doch, haben sie! Der Hamburger Verkehrsverbund hat aus Anlass der derzeit unter Einsatz tausender Firstclass-Flugstunden abgehaltenen „Weltklimakonferez“ in Sharm el-Sheikh die Namen von Bus- und Bahnstationen kurzzeitig „angepasst“. So wurde z. B. aus „Saarlandstraße“ – bitte festhalten – „Saharalandstraße“. Wüste = Klimaerwärmung, got it? So, das wird euch jetzt in die Bußfertigkeit bomben, Delegierte in Ägypten und Bürger der Hansestadt! Und euch Besucher von auswärts, die ihr in der Hochbahn mitfahren und eigentlich nur an der richtigen Haltestelle aussteigen wollt.
Weil es so schön ist bzw. um meine Depression mit jemandem zu teilen, möchte ich einige der anderen Umbenennungen nicht schuldig bleiben: Aus Bahrenfeld wurde „Balearenfeld“, aus Sankt Pauli „São Pauli“, aus Stellingen „Seychellingen“ – und der Gipfel des Wortspiel-Grauens: aus dem ohnehin schon schlumpfigen Schlump machten sie, ohgottogott: „Kuala Schlumpur“. Ich kann nicht mehr. Bitte Stift und Zettel, ich unterschreibe meine sofortige Klimaneutralität!
Mein HVV mal wieder. Gib diesen Leuten ein Medium, und sie vergessen, dass sie ein verdammtes Transportunternehmen sind. Der Drang zur Volkserziehung und zum öffentlichen Tugendsignal in deren Teppichetagen übersteigt bei weitem die Verspätungsdurchsagen, die ihnen einzig und allein angemessen wären. Es muss vielmehr partout eine Haltungsbekundung sein. Das fing noch recht harmlos an, als 2015 Altkanzler Helmut Schmidt in der Hansestadt beigesetzt wurde und sie auf all ihren digitalen Bahnsteig-Displays ihr Beileid bekundeten, als ob sie persönlich den alten Schmidt mit der U-Bahn ins Grab gefahren hätten. Dann kamen jahrelang und bis heute die ganzen Corona-Kommandos, vorzugsweise vorgetragen durch eine höchst penetrante, passiv-aggressive Frauenstimme aus der Konserve (ich glaube, irgendeine NDR-Nachrichtentante); am schlimmsten auf den Elbfähren des HVV, wo der fruchtige Spruch lautete: „Während wir den Kurs halten, halten Sie bitte …“ – und man wollte immer „… die Schnauze!“ brüllen. Es hieß aber stattdessen „… Mund und Nase mit der Maske bedeckt“. Das Ganze auf Englisch wiederholt für noch mehr Fremdscham. Und das dann nach jeder Haltestelle von Neuem, bis man sich erschießen wollte. Nicht zu vergessen seit der Ukraine-Invasion das inzwischen legendäre „Stoppt den Krieg“ auf den Haltestellendisplays, gefolgt z.B. von „in fünf Minuten“. Weil da nämlich sonst „U2 nach Mümmelmannsberg“ stand. Leider haben sich die Russen an die sportliche Zeitvorgabe unseres Hochbahn-Führerbunkers nicht gehalten. Aber die nächste Sondersendung kommt bestimmt.
Was der HVV kann, kann der Klerus schon lange. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost streicht den Kindern seiner 81 Kitas beim Mittagessen Fleisch und Fisch. Das nennt der Pfarrer dann „Ovo-Lacto-Vegetarismus“. Und liegt nicht etwa daran, dass im Klingelbeutel Ebbe herrscht, seit die letzten Schäfchen von der SchlachtKirchenbank flüchten. Oder an mittlerweile unbezahlbaren Lebensmittelpreisen. Nein, die Mangelernährung als neuer heißer Scheiß für Zwei- bis Fünfjährige ist nach Auskunft der Gottesdiener ein weiterer hochwirksamer Schritt gegen den: Klimawandel!
Und was HVV und Klerus können, kann das Museum für Hamburgische Geschichte erst recht: sein eigenes Tugendsignal setzen bzw. vor Randgruppen zu Kreuze kriechen. Im kommenden Jahr wird das zuletzt etwas verstaubte Gebäude geschlossen und für 36 Millionen Euro umgebaut. Dabei, so die Süddeutsche Zeitung, wird die Dauerausstellung „längs Themensträngen wie Migration, Medien, Postkolonialismus, Umwelt und LGBTIQA+“ ausgerichtet. Au ja, Hamburgs Historie als Chronologie der Trans-Diskriminierung und Sklavenhalter-Verherrlichung! Endlich werden mehr als tausend Jahre der Besiedlung dieser trügerischen Sümpfe in ein wahrhaftiges Licht gerückt! Wenn mir aber bitte jemand erklären könnte, was die letzten ca. drei Buchstaben nach „LGBT…“ bedeuten, wäre ich demjenigen sehr verbunden. Vor allem das A. Vom Pluszeichen gar nicht zu reden. Ich kann nicht warten, bis das Museum 2024 neu eröffnet.
Kunst und Leben – im NeoSoz zwei Seiten derselben Realitätserfahrung.
Das Bürgergeld ist durch den Bundestag! Wenn Sie zukünftig wissen wollen, warum es jetzt überhaupt keine angestellten Geringverdiener mehr gibt, die Ihnen bislang den Kaffee serviert oder den Hintern abgewischt haben, fragen Sie die Ampel-Koalition. Deren Antworten finden Sie unter anderem hier, wo es auf die Frage „Lohnt sich Arbeiten überhaupt noch?“ heißt, Impulse in diese Richung seien schon auch ratsam: „Deshalb werden die Hinzuverdienste bereits jetzt verbessert und im weiteren Verlauf der Legislaturperiode das System der Erwerbsanreize insgesamt überprüft.“ Noch einmal: Die „Hinzuverdienste“ werden „bereits jetzt verbessert“. Ja sicher! Noch während Sie dies lesen, verdienen legal Arbeitende minütlich mehr hinzu. Fragen Sie mal in Ihrem Bekanntenkreis nach!
Die wichtigste Frage im FAQ der Bundesregierung ist aber natürlich Nummer 18: Warum wird das Bürgergeld nicht gegendert? Na, weil da die „sogenannte Rechtsförmlichkeit“ im Weg steht: „Diese fordert einerseits zu einer sprachlichen Gleichbehandlung von Mann und Frau auf, andererseits darf diese nicht auf Kosten der Verständlichkeit gehen. Wir dürfen in Gesetzestexten nicht mit Sparschreibungen von Paarformen, also Konstruktionen wie dem Genderstern, Binnen-I oder Schrägstrichen arbeiten. Die Formulierung darf zudem nicht zu sehr vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichen.“ Die Gender-Stammelei geht also laut Bundesregierung „auf Kosten der Verständlichkeit“ und weicht „zu sehr vom allgemeinen Sprachgebrauch ab“ – wer hätte das gedacht?
TWASBO liebt Debatten. Zum Posten Ihrer Meinung und Ihrer Ergänzungen steht Ihnen das Kommentarfeld unter diesem Text offen. Ihr themenbezogener Beitrag wird freigeschaltet, ob pro oder contra, solange er nicht gegen Gesetze oder akzeptable Umgangsformen verstößt. Vielen Dank.