Eines sollten wir durch Corona gelernt haben: Händewaschen. Aber wie ging das noch mal richtig? TWASBO, das Gesundheitsmagazin mit Herz, bietet für kommende Pandemien einen Auffrischungskurs mit ansteigender Komplexität – vom Rookie- bis zum Endboss-Level.
Elf von zehn Deutschen vergessen wissenschaftlichen Studien zufolge selbst im Abendrot der Corona-Krise immer noch die alltägliche Selbstverständlichkeit des Händewaschens – manche sogar mehrmals pro Stunde. Gerade in Zeiten der Pandemie in Permanenz ist das natürlich kein tolerierbarer Zustand.
Zumal die Gründe für das Hygieneversagen erschreckend sind: Viele Menschen scheuen Weihwasser wie der Teufel, können nicht bis drei zählen oder beherrschen selbst einfachste Lieder wie „Happy Birthday“ und „Highway to Hell“ nicht mehr, deren lautes Absingen fünfmal hintereinander das Erreichen der notwendigen Mindestwaschdauer anzeigen würde.
Um die Bevölkerung also nochmals schonend und zugleich spielerisch an die Thematik heranzuführen, statt sie ungewaschen am Wegesrand zurückzulassen, steigern wir den Schwierigkeitsgrad unseres reich bebilderten Händewaschen-Wiederholungsseminars ganz behutsam. Nämlich in 13 einfachen Schritten.
Denn zum Glück haben die Volkshochschulerzieher das Land während der Coronakrise flächendeckend mit rund 6,39 Milliarden bildhaften Darstellungen des Vorgangs tapeziert. Piktogramm-Armageddon in Hotelzimmern, Toiletten, Museen, Kneipen, Kliniken und sogar Kirchen. Da ist für jeden das richtige Verfahren dabei. Für Sie fangen wir mit dem einfachsten an:
Das war doch recht übersichtlich, oder? Entscheidend: Wasserhahn oben, Hände darunter. Den Rest erledigt dann die Schwerkraft, auf der Südhalbkugel allerdings nur bei umgekehrter Anordnung. Hier wie dort gilt die eiserne Regel: Die weiße Hand muss links sein, die blaue rechts (Daumenkontrolle!). Vier Tropfen sollten in jedem Fall genügen.
Hier stiegen in Tests bereits die ersten aus! Nämlich diejenigen mit der Ausrede, sie hätten im Bad nur türkise oder nur grüne Kacheln. Dabei ist der Farbwechsel doch symbolisch gemeint: Solange das Wasser nur kurz über die Hände läuft (Schritt 1), ist alles im türkisen Bereich. Bilden sich aber schon Hühneraugen auf den Fingern (Schritt 2), haben Sie eine typische Grünen-Allergie entwickelt. Nicht schlimm, im Gegenteil: Ihr geistiges Immunsystem funktioniert bestens!
Hier ist das Zauberwort „rotational“, also „sich im Kreise drehend“. Rubbeln Sie in Schritt 2 die Fingerspitzen, sich im Kreise drehend, in der Innenfläche der alternierenden Hand! Rubbeln Sie dann in Schritt 3 beide Daumen, sich im Kreise drehend. Wundern Sie sich am Ende nicht, wo der linke Daumen geblieben ist: Sie haben ihn so lange rundgerubbelt, dass er abgefallen ist. Aber sauber!
Wichtig bei Schritt 1 bis 3: möglichst keinen Millimeter bewegen! Stellen Sie sich Ihre Hände einfach als zwei körperlose, mit Pattex verbundene, tiefgefrorene Gartenhandschuhe vor, die Sie in Schritt 3 unter kochendem Wasser erwärmen. Das ermöglicht dann Schritt 4: Daumen hoch!
Das ganze Leben ist ein Kreislauf. Deshalb, auch wenn Sie Schritt 5 erledigt haben, unbedingt sofort wieder bei 1 anfangen: Ziehen Sie Ihrer Badewanne lange Haarsträhnen aus der Nase und flechten Sie diese zu einem schönen Zopf. Sobald Sie davon die schon erwähnte Grünen-Allergie bekommen (Hintergrundfarbe), reiben Sie die Hühneraugen von den Fingern (Schritt 3) und schwemmen Sie danach sorgfältig den Zopf der Badewannennase ab (Schritt 4). Jetzt nur noch den Daumen der linken Hand mit einem frisch geschärften Sägeblatt abtrennen (Schritt 5). Bei der nächsten Runde den rechten Daumen. Ab Runde 3 ist dann Kreativität gefragt.
Nun wird es allmählich so komplex, dass nicht mehr auf jeden einzelnen Schritt eingegangen werden kann. Wichtig ist hier aber generell, einen möglichst großen Klumpen Wasser zu verwenden (Schritt 1). Sollte Ihnen von der dauernden Wascherei die Gicht in die Finger kriechen (Schritt 4), verzweifeln Sie nicht: Es ist in Wahrheit nur eine schwere Form von Grünen-Allergie (Schritt 5, Hintergrundfarbe). Nichts, was ein großer Klumpen Wasser nicht heilen könnte.
Benetzen Sie die Hände mit ordentlich Alien-Blut (Schwefelsäure)! Vergessen Sie nicht auf Daumen, Fingerspitzen und Fingernägel. Pro-Tipp: Vergessen Sie auch nicht auf Grammatik! Kurz vor Schluss könnten Sie dann noch mehr Alien-Blut in ihre aufnahmebereiten Hände schmoddern lassen. Haben Sie jetzt Symptome oder fürchten Sie, erkrankt zu sein? Sie fürchten sich nicht annähernd genug!
Das Beherrschen der Gebärdensprache ist eine sehr nützliche Sache. Die dargestellten Gesten sagen übersetzt in kompakter Form: „Haste mal Euro oder willst du Klatsche? Kannst du mein Freund sein oder wir gehn getrennte Wege, aber dann gibt’s auf die Nuss und reiß ich dir Daumen ab, Digga! Ich brech dir Handgelenk bevor du waschen kannst!“ Fazit: Ein Euro für eine nicht verkrüppelte, hygienisch saubere Hand ist ein fairer Preis.
Das Grundprinzip „how to: Händewaschen“ sollte mittlerweile bekannt sein: nass machen, rubbeln, abspülen, trocken machen – in dieser Reihenfolge. Das ist allerdings nicht unbedingt faszinierend, solange gewöhnliches Wasser im Spiel ist. Wieviel aufregender aber, wenn stattdessen das eigene Blut durchs Badezimmer spritzt! Besonders eindrucksvoll zeigen diesen Lustgewinn die Schritte 4, 6 und 7.
Zehn Dinge, die Engländer mit ihren Händen tun können: hineinpinkeln, auswringen, alle Finger einzeln brechen, den ganzen Matsch zusammenkratzen, als Sitzgurt bei Ryanair verwenden, frivole Daumenspiele, nochmal hineinpinkeln, Schwimmflossen basteln, Wunden verbinden, wegwerfen. Aber waschen? Engländer?
Natürlich können Engländer Hände waschen! Es dauert halt nur etwas länger, denn auch alle möglichen Zwischenräume wollen währenddessen berücksichtigt werden: zwischen den Fingern, zwischen den Zähnen, zwischen den Mahlzeiten (five o’clock tea) und zwischen den Tassen im Schrank. Liebenswert spleenige Landessitte: Am Schluss wird auf der Insel der Wasserhahn zugedreht.
Will diese Anleitung uns wirklich sagen, dass Dunkelhäutige sich besonders ausführlich die Hände waschen müssen? Für sie gibt es jedenfalls eigens eine zwölfstufige Anleitung. Im Ergebnis sind die Hände so sauber, dass sie weiß sind mit nackten Fingern auf glitzernde Sternbilder am Firmament zeigen dürfen (Schritt 11). Und wo der Text schon halb auf Englisch ist, wird auch in Deutschland nun zu guter Letzt noch der Wasserhahn zugedreht.
So. Tief durchatmen, denn jetzt kommt die master class unter den Händewaschanleitungen. Das Alpha und Omega des Rubbelns und Schrubbelns. Die ultumative Seifenverherrlichung. Den Text zum jeweiligen Bild gibt es bereits seit ca. 2000 Jahren, deshalb wäre jede Interpretation durch einen Sterblichen frevelhaft wie ein Kondom. Brüder und Schwestern, folget mir auf den 13 Stufen zur Erlösung:
Ich wasche mir meine Hände immer nur dann, wenn ein Priester anwesend ist und mir während des Waschens das komplette Neue Testament vorliest. Das sind 27 einfache Schritte, die höchstens 24 Stunden dauern. Danach falle ich meist ins Koma und die Infektionsgefahr ist gebannt.