Stimmt gar nicht. Hab was ganz anderes gemacht. Aber ich habe gerade genau das Gefühl, das der westliche Zivilisationsmensch Tom Hanks in dem Film „Cast Away“ durch Auf-die-nackte-Brust-Trommeln und wildes Herumspringen ausdrückt, als es ihm nach dem Flugzeugabsturz auf seiner einsamen Robinson-Crusoe-Insel gelungen ist, eigenhändig mit Steinzeit-Methoden ein Feuer zu entfachen. Es ist ein unfassbares Triumphgefühl.
Denn ich, ich habe eigenhändig meinen defekten Espresso-Vollautomaten repariert. Und zwar durch Demontage und Auseinanderbauen der gesamten „Brühgruppe“, solche Wörter lernt man bei der Gelegenheit. Ich habe also alles getan, wovor Bedienungsanleitungen Schreibtischtäter wie mich immer warnen.
Ich bin nach Öffnen verbotener Schrauben (Torx-Schrauben, kannte ich vorher auch nicht) ins tabuisierte Innere des Automaten vorgedrungen. Dann habe ich eine defekte Dichtung an einem Kolben (ich wusste nicht, dass mein Kaffeeautomat so etwas hat) ausgetauscht. Alles wieder montiert. Nach anderthalb Tagen nur eine Schraube übrigbehalten. Schweißnass Bohnen in den Trichter gefüllt – und: es funktioniert. Es funktioniert! Mein Kaffeeautomat ist nicht mehr undicht! Er brüht wieder frischen, duftenden Kaffee. Ich habe Feuer gemacht!
Und was ist daran jetzt Wirtschaft? Dass ich dem Kundendienst ein Schnippchen geschlagen habe, der mir fürs Einschicken und Dichtungsringwechseln rund 160 Euro Reparaturpauschale abgeknöpft hätte. Dass ich jetzt Karl Marx und seine Entfremdungstheorie verinnerlicht habe und behaupten kann: Nein, meine Brühgruppe ist mir nicht mehr fremd. Ich bin sogar Herr der Brühgruppe. Ich kann sie jederzeit erneut demontieren und wieder zusammenbauen. Mit neuer Dichtung. Es macht glücklich, so glücklich, nicht entfremdet zu sein von seiner Haushaltstechnik.
Gelungen ist mir das alles mit Hilfe einer Schritt-für-Schritt-Anleitung und eines Wartungssets (mit Dichtungsringen und Siliconfett) von dieser sehr empfehlenswerten Website – Ehre, wem Ehre gebührt. Hat 20 Euro gekostet, kam per Post und e-Mail ins Haus. Und hat so, so glücklich gemacht. Warum? Weil ich es kann. Lesen Sie nächstes Mal: Ich und mein undichtes iPad.
P.S.: Mark, natürlich hast Du auch einen Anteil an dieser Heldentat. Fetter Dank!