Weitere winzige Werbekatastrophen oder: die unbeabsichtigte Dekonstruktion der Kleingartenkultur
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Neulich habe ich mich ja erstmals als Werbefuzzi und Plakattexter bewährt. Im Rausch des Augenblicks drohte ich auch gleich weitere Untaten aus diesem Bereich an. Und wenn Onkel Oliver so etwas sagt, dann meint er es auch so, selbst dann noch, wenn der Kater bereits eingesetzt hat. Da wäre also als nächstes dieses Logo hier für eine muntere Reihe von Kleinkunstveranstaltungen im bekannten Kulturstadtteil Hamburg-Horn, wo sich unser Schrebergarten befindet:
Und jetzt tun Sie bitte nicht das, was am Sonntag ein argloser Gast auf der ersten Veranstaltung unter dem quadratmetergroßen grün-weiß-schwarzen PVC-Banner tat, als er deutlich betont zum Mitschreiben vorlas: „HORTEN LAUUNG GARNER LESBEN? Versteh ich nicht, bieten Warenhäuser jetzt gleichgeschlechtliche Kontaktbörsen an, oder was?“
Tja, liebe Kinder, so etwas kann schon mal passieren, wenn der Onkel nicht vorher ins Handbuch für Reklame-Desaster schaut. So wie der, der damals den „Toyota MR2“ auf den französischen Markt bringen wollte und nicht ahnte, dass das in der Landessprache „Toyota merde“ ausgesprochen werden kann. Vom Fiat Uno in Finnland und dem Mitsubishi Pajero in Spanien ganz zu schweigen.
Egal. Die Veranstaltung heißt nun so, wie sie heißt. Never change a running gag. Und was soll ich sagen: Die Premiere war ein Triumph. Also wenigstens ein Triumph des Willens über das Wetter. Das hatte sich, eingeschüchtert, rechtzeitig vor 17 Uhr ausgeregnet, sodass die handverlesene grüne Kulturkonsum-Elite auf der Terrasse vor unserer bescheidenen Hütte tatsächlich Käsehäppchen und Kultur im Grünen konsumieren konnten.
Unter dem schon herbstlich kühlen Himmel heizte zunächst mein ehemaliger Bürokollege Johannes mit Bach-Sonaten und Improvisationen (!) auf einem leibhaftigen Cello ein. Gefolgt unter anderem vom zur Gitarre geschmachteten Charles-Trenet-Gassenhauer „La Mer“. Großer Applaus von allen Fraktionen!
Die Liedauswahl war natürlich eine gezielte Einstimmung auf den alternierenden Part, den mein neues Buch darstellte. Verstehen Sie: Lied über Meer zu Buch über Titanic. Großartiges Konzept. Oder „Format“, wie wir Kulturmanager zu sagen pflegen. Damit „bespielen“ wir unsere Laube sicher noch mal, um nicht zu sagen: Wir penetrieren das Format total durch.
Nur muss dann jemand anderes was Selbstgemachtes lesen und auch jemand anderes die Blockflöte dazu spielen. Was es aber sicher erneut geben wird, sind die leicht alkoholischen Getränke, die ich von diesen sorgsam ausgewählten Bildern ebenso dezent ferngehalten habe wie die zahlreichen Prominenten unter den Gästen.
Wir sehen uns also demnächst im Kleingartenverein, wenn es wieder heißt: Bühne frei für die HORTEN LAUUNG GARNER LESBEN!