Unsere Welt ist klein geworden. So klein wie eine Gummizelle: gut gepolstert, ausbruchssicher, überfüllt. Ein Elektroschock am einen Ende pflanzt sich bis zu den Insassen am anderen Ende fort. Und wir stecken mittendrin – woran TWASBO in dieser Reihe erinnert.
So malt sich eine sogenannte generative KI, die nicht einmal das Wort „Elbphilharmonie“ verarbeiten kann, auf besonderen Wunsch eines einzelnen Herrn eine Art Atomkrieg in einer Art Hamburg aus. Faszinierende Himmelsphänomene, weihnachtlicher Lichterglanz, romantische Spiegelungen in einer Art Elbe. Keine nennenswerten Sachschäden. No animals were harmed during the making of this bullshit.
Auf das Grundmotiv werden wir hier in den nächsten Wochen indes häufiger zurückkommen müssen, während es die Realität höchstpersönlich von Tag zu Tag fotorealistischer ausgestalten wird. Heute als Teaser und Appetizer nur ein halber, beiläufiger Absatz aus dem Hamburger Abendblatt vom 27. September (darin ein O-Ton unseres werten SPD-Bürgermeisters Peter „Ausgangssperre“ Tschentscher, der den „Kriegsfall“ neulich schon mal im Hamburger Hafen üben ließ): „Was aber genau könnte in einem Kriegsfall auf Hamburg zukommen? Darauf erklärte Tschentscher: ‚Es könnte zum Beispiel sein, dass die NATO unseren Hafen in Anspruch nehmen muss.‘ Außerdem müssten in einem solchen Szenario Truppen innerhalb der Bundesrepublik verlagert werden. Dafür könne es auch sein, dass ‚die Bundesautobahn, der Elbtunnel, in Anspruch genommen werden muss für militärische Zwecke‘.“
Journalistische Nachfragen von Seiten des Abendblatts: keine. Alle an der Produktion des PR Presseartikels Beteiligten scheinen darin übereingestimmt zu haben, dass Putler mit seinen plündernden Russenhorden und den marodierenden Mullahs aus Teheran bereits an unseren sowie Israels Toren rüttelt. Weshalb die SchönsteStadtDerWelt© leider bald puttemacht wird, aber deren nicht so schöne Städte dann erst recht! Und in der Tat sprechen ja in propagandaverschwurbelten Gehirnen alle Anzeichen dafür, dass die NATO vielleicht schon morgen eine ihrer berühmten Abwehrschlachten für den Fortbestand unserer Demokratie schlagen muss: zum Beispiel wegen … oder auch, weil … und dann noch … sowie darüber hinaus … Sehen Sie? Eine lückenlose Argumentationskette!
Die US-Wahl ist am 5. November, und immer noch keine October Surprise aus der Harris-Zentrale in Washington. Also: Fortsetzung folgt!
Überhaupt macht die extreme Hitze in den Hirnen uns allen zu schaffen, am meisten aber wie immer den Briten: Sie sahen sich am Morgen des 10. Oktober auf der BBC-Wetterkarte mit Nachttemperaturen von 404 Grad Celsius sowie Hurrikans mit einer Windgeschwindigkeit von 14.804 Meilen pro Stunde konfrontiert (nicht nur in Nottingham, sondern landesweit):
Eigentlich ein gefundenes Fressen für mahnende und anklagende Klimakatstrophen-Leitartikel („Bekehret euch!“), aber nicht einmal der Climate-Crisis-Guardian in London nutzte den Glitch in der Matrix für eine seiner beliebten Predigten. Bei der BBC allerdings scheint der Wetterwahnsinn schon kein Bug mehr zu sein, sondern ein Feature: Am 29. Juni vergangenen Jahres hatte sie bereits einmal die konstante Temperatur von 7 Grad Celsius für ganz Großbritannien vorausgesagt – eine Woche lang.
Möglicherweise zu heiß unter der Mütze war es auch einem Hamburger Streifenpolizisten, der sich mir neulich in den Weg stellte. Auf dem schmalen, von Geländern eingefassten Asphaltweg in der City, den ich mit meinem Fahrrad befuhr, solle ich doch schnellstens mal absteigen, wies er mich an. Es drohten sonst Kollisionen mit Zufußgehenden. So weit, so noch nachvollziehbar. Dann aber folgte ein Satz, den ich so noch nie von der Staatsgewalt gehört hatte: „Und die kleinen Jungs mit ihren Handys dahinten, die naschen Sie auch noch weg!“
„Ich nasche kleine Jungs weg?“, verständnisfragte ich perplex zurück. Wer widerrechtlich Rad fährt, ist jetzt also auch des Kinderschändens verdächtig? Doch da klärte der Herr Wachtmeister das Missverständnis schon auf: Nicht ich nasche die Jungs weg, sondern die Jungs naschen mich weg – wobei „wegnaschen“ in seinem Sprachgebrauch offenbar so etwas bedeutet wie „vors Fahrrad laufen“ oder „mich durch blindes Umhergehen bei gleichzeitigem Starren aufs Endgerät zu Fall bringen“. Wegnaschen halt.
Ich schob dann mein Rad langsam und gefühlvoll an den Zehnjährigen vorbei, ohne dass wir uns gegenseitig wegnaschten. Als der Polizist außer Sicht war, stieg ich wieder auf und radelte gedankenverloren weiter.
Im sonnenversengten Nahen Osten haben die Hirnkastl natürlich erst recht hitzefrei: Die arabische Nachrichtenseite Al Jazeera (Englisch) erklärt den Unterschied zwischen einer neuen und einer älteren Betrugsmasche im Internet:
“Vishing is video phishing, phishing is fishing through SMS.”
Und hier zum Schluss noch ein Blick in den neueröffneten Hamburger MediaMarkt, der bislang ein Saturn war, aber nun denselben Kram einfach unter dem anderem Logo verkloppt. Eine originelle Innovation gibt es aber: die Körperpflegeabteilung, über deren Angebot der Etagen-Wegweiser neben der Rolltreppe an einem der ersten Betriebstage informierte:
Vielleicht sollte ich mir die Schamhaare toasten lassen, bevor ich die nächsten Hamburger Jungs wegnasche. Tusch, Narrhallamarsch!