Diesmal: Ceaucescu-Palast, Bukarest, Rumänien, gegen Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
Meist noch freie Parkplätze, auf Befehl wolkenloser Himmel

Wer sich vom genius loci dieses Gebäudes inspirieren lässt, sich täglich nur einmal darin zu übergeben, der kann das 800 Tage hintereinander tun, ohne zweimal dieselbe Toilette zu benutzen. Eine großzügige planerische Geste des Diktators Nicolae Ceaucescu, der 1982 für sein „Haus des Volkes“ („Ich bin das Volk“) die Altstadt von Bukarest mit einer Atombombe freischaufeln ließ: Tausende Häuser auf dem labyrinthartig besiedelten Arsenalhügel lösten sich in Luft auf, auch einige uralte Klöster und Kirchen, 57.000 Menschen wurden – nein, nicht pulverisiert, sondern lässig nur zwangsumgesiedelt. Der Keller des zweitgrößten Verwaltungsgebäudes der Welt mit oberirdisch kaum 1000 Zimmern ist bis heute nicht kartografiert, wahrscheinlich befinden sich einige CIA-Geheimgefängnisse samt Folteropfern darin. Die Architektin Anna Petrescu war 27, als sie umgerechnet drei Milliarden Euro, ein Gebirge aus einheimischem Marmor und 200.000 Quadratmeter Teppiche verplante. In diese Teppiche durfte das hungernde Volk beißen, der Diktator bevorzugte schlussendlich Gras. Grandezza nennt man das wohl.

Eiter als Farbsignatur, Monologe im Dunkeln

Wenn Pädagogik so richtig nach Staub, Muff und Gilb schmecken soll, dann hat das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg einiges zu bieten. Hier knarzen noch die schiefgetretenen Treppenhäuser, wenn man über schlecht verspannte, modernde Jutebelänge darauf herunterstolpert, als ob das Gespenst von Canterbury persönlich der Kurator wäre. In diesem Interieur, in dem jeder Besucher sofort die Orientierung verliert, um ihn am Verlassen des Gebäudes zu hindern, irren heute noch Besuchergruppen von 1998 durch die verfrorenen Flure. Jede Leihgabe wirkt hier doppelt so alt wie in Wirklichkeit, weshalb die große Tut-Anch-Amun-Ausstellung nur hier in Hamburg den Rekord von 600.000 Besuchern aufstellen konnte. Dazu platzt immer mal wieder scharfkantiger Stuck von den rissigen Decken und löscht wahllos Bildungsbürger aus, was im ständigen Halbdunkel stets erst nach Wochen bemerkt wird – am zusätzlich strengen Geruch. Nur an diesem Ort im Abendland herrscht, wie zur Eröffnung, dank eines Bruchs im Raum-Zeit-Kontinuum noch das Jahr 1877; allerdings soll demnächst elektrisches Licht angeschafft werden.

Das waren die Kandidaten. Leser, jetzt sind Sie dran:

Welches Bauwerk ist schöner hässlich?
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