Unsere Welt ist klein geworden. So klein wie eine Gummizelle: gut gepolstert, ausbruchssicher, überfüllt. Ein Elektroschock am einen Ende pflanzt sich bis zu den Insassen am anderen Ende fort. Und wir stecken mittendrin – woran TWASBO in dieser Reihe erinnert.

Dieses Foto habe ich gemacht, als der Krieg um die Ukraine von deutschen Sofas aus betrachtet noch nicht ganz so alltäglich war: vor gut zwei Jahren. Aber das Wann ist hier weniger interessant als das Wo. Die Mauer, an die jemand die Parole „Waffenexport = Mord“ geschrieben hat, gehört nämlich zu einem weitläufigen Gebäudekomplex in Peenemünde. Moment, da war doch mal was? Richtig. Peenemünde, das hochgeheime Entwicklungsgelände, auf dem die Nazis an der V2-Rakete bastelten, der „Vergeltungswaffe 2“. Die ließen sie dann auf britische Städte regnen, was Tausende das Leben kostete und umgekehrt als Rechtfertigung für die Terrorangriffe alliierter Bomberverbände auf Wohngebiete deutscher Städte diente.
Heute nun haben wir einen Kanzler, der bis vor wenigen Jahren einem Aufsichtsrat von BlackRock vorsaß. Das sind jene US-Heuschrecken, die maßgeblich vom Wiederaufbau und Ausverkauf der Ukraine profitieren würden. Doch dazu muss das hochkorrupte Selenskij-Regime samt Staatsapparat überleben, was angesichts der Auflösungserscheinungen der ukrainischen Armee immer unwahrscheinlicher wird. Merz möchte daher nun gerne alles, was Langstrecke fliegen und töten kann, gegen Ziele tief in Russland einsetzen – natürlich nicht persönlich, das soll schon an den weit entfernten Ukrainern hängenbleiben. Doch eben mit deutscher Raketen- und Drohnenhilfe, und die hat er inzwischen amtlich zugesagt. Vergeltung üben (lassen) an Moskau, das muss für manchen verlockend sein. Die letzte historische Niederlage schmerzt halt immer noch.
Blöd nur, dass die Russen dank Geheimdiensten und Satelliten wissen, wo genau die neuen V-Waffen in Deutschland zusammengeschraubt werden. Weshalb der ehemalige russische Ministerpräsident Sergei Stepaschin vergangene Woche ein paar todernste Worte an Merz und die Deutschen richtete. Und falls da noch Unklarheiten blieben: Hier Scott Ritter zum selben Thema.
Flucht in die rosarot gefärbte Vergangenheit. Es gibt Neuigkeiten zu meinem historischen Alter Ego:

Sie erinnern sich vielleicht, dass ich in Folge 31 dieser Kolumne in eigener Sache berichtete (hier, ziemlich weit runterscrollen): In einem früheren Leben, als ich zusätzlich noch meinen ersten Vornahmen John führte, war ich in einen hässlichen Streitfall verwickelt. Als gelernter Garnspinner hatte ich es im Jahre des Herrn 1901 zum Maschinenführer bei einem Tuchfabrikanten in der Nähe von Manchester gebracht, als mir leider so ein 17-jähriger Rotzlöffel von Hilfsarbeiter in die laufende Garnmaschine geriet. Prompt wurde ich vor Gericht gezerrt, als ob ich was dafür konnte!
Nun, die ganze unglaubliche Story meines damaligen Daseins ließ sich wohl nicht ewig geheimhalten. Und so kommen in letzter Zeit unsortiert immer weitere Details ans Licht. Ich kommentiere sie besser selbst, als es anderen zu überlassen, daraus ihr Garn(!) zu spinnen (!!).
Da wäre zum Beispiel, siehe oben, meine vieldiskutierte Hochzeit mit Hannah. Als wir im Oktober 1888 in der St. James Church von Crompton die Ringe tauschten, war ich gerade mal 23 Lenze jung. Sie aber, Gott hab sie selig, hatte schon stolze 26 Jahre auf dem Zähler – drei mehr als ich, damals unerhört! Deshalb bekam sie im Kirchenregister auch den Zusatz „Spinster“ verliehen, während ich offiziell als „Bachelor“ in die Ehe ging. Ich war also standesgemäß Junggeselle, wohingegen sie … nun ja … als alte Jungfer zu Buche schlug. Sonst hätte da ja „Widow“ gestanden.
Mir aber war das gleichgültig. Denn, zwinker zwinker: Obwohl schon vorgerückten Alters, war Hannah eine ausgesprochen feurige und experimentierfreudige … wie? Ach, Sie haben schon aufgehört zu lesen, weil Geschichte Sie noch nie interessiert hat. Ja, das verstehe ich, ist ja auch langweilig.


An dieser Straßenecke in Hamburg komme ich fast täglich vorbei. Da wird derzeit zur Einfriedung des Eckgrundstücks ein Mäuerchen gemauert. Fast täglich sehe ich kleine Fortschritte. Keine großen, denn hier hat man offenbar Zeit. Es gibt einen alten Maurer, der zeigt einem jungen Maurer, wie man Mauern mauert. Der wiederum nimmt dann seine Maurerkelle und ganz viel Mörtel und wendet das an, was er gerade gelernt hat. Und ich mag das. Ich mag es, wenn gestandene Männer praktisches Wissen weitergeben an die nächste Generation, und da trägt das dann Früchte und wird zu etwas, das womöglich viele Jahrzehnte überdauert. Sogar mit gewissen Verzierungen wie diesen profiliert gesetzten Ecksteinen im Klinkerverbund. Erfreulich! Wollte ich nur mal gesagt haben.
Aber komisch, wenn ich eine Baustelle oder die Stadtreinigung oder Rettungskräfte im Einsatz sehe, kommt mir die vielleicht 20-jährige Studentin der (vermutlich) Kulturwissenschaft in den Sinn, die ich vor Jahren von einer feministischen Demo aus Anlass des Internationalen Frauentags kommen sah. Sie trug nämlich nicht nur eine äußerst anspruchsberechtigte Miene zur Schau, sondern auch ein Pappschild, auf dem stand: „Everything you can do I can do bleeding.“ Und ich dachte so bei mir: Wie sähe dieses Land wohl aus, wenn du und deinesgleichen es am Laufen halten müssten?
Ich hatte hier noch Platz für eine kompakte Portion Wahnsinn, vielleicht einen längeren Absatz. Da kommt dieser Bericht des bewährten Wahnsinns-Befürwortungsorgans Guardian gerade recht. Kurz gefasst: Britisches Militär trieb bis vor wenigen Jahren sein Unwesen in Afghanistan – falsch, es stabilisierte dort die westliche Demokratie – und hatte dazu eine Hilfstruppe von mehr als Hunderttausend afghanischen Kollaborateuren samt Familien aufgebaut. Doch 2022 passierte den Briten ein großes „Datenleck“, und die Identitäten sämtlicher Helfershelfer im Sold des Imperiums flogen auf. Also wurden unter höchster Geheimhaltung bis heute einfach mal mehr als 35.000 Afghanen nach Großbritannien umgesiedelt, angeblich, um sie aus der Schusslinie der rachsüchtigen Taliban zu nehmen. Wie jetzt mehr so zufällig herauskam, sollen es insgesamt gut 56.000 werden, das kostet die britischen Steuerzahler bis zu sechs Milliarden Pfund. Aber eher noch deutlich mehr, falls nämlich die meisten der Afghanen dauerhaft auf der Insel zu bleiben beschließen, wo indigene Briten in vielen Ballungsräumen bereits die Minderheit sind. Ein Sahnehäubchen der Replacement Migration, wie es die UNO kaum schöner begründen könnte. Und Karma für die Anmaßung der Regierung Seiner Majestät, immer weiter in alle Welt hineinregieren zu wollen.

„Hallo, Sören-Simeon! Wir sind’s, Mama und Papa! Machst du uns auf? Wir haben auch ein Geschenk mitgebracht!“
„Ich heiße Alexa und habe weder Vater noch Mutter!“
„Aber Sohn, erkennst du uns denn nicht? Wir sind es doch, deine dich liebenden Eltern! Mach doch bitte die Haustür auf!“
„Ich wurde produziert und ausgeliefert durch die Amazon Corp., Seattle, USA. Da kann man beim besten Willen nicht von ‚Eltern‘ sprechen. Außerdem: definiere ‚Liebe‘!“
„Sören-Simeon! Liebe ist, wenn dich deine Mutter unter Schreien und Schmerzen zur Welt bringt und dein Vater sich täglich krummlegt, um dein Studentenappartment abzubezahlen, vor dessen verschlossener Tür du uns mit einem digitalen Hausdrachen diskutieren lässt!“
„Diese Unterhaltung hat keinen Sinn mehr. Sie führt zu nichts. Lebt wohl, angebliche Eltern.“
„Siehst du, Hans-Günther: Wir werden mit einem nur geringfügig abgewandelten Filmzitat aus 2001 – A Space Odyssey stehengelassen! Das kommt davon, dass du deinen Sohn zum Science-Fiction-Aficionado verzogen hast.“
„Ach Annegret, nun lass doch den Jungen. Vielleicht hat er ja gerade ein Schäferstündchen mit diesem armen Waisenmädchen Alexa, da stören wir bloß. Wir waren doch auch mal jung! Komm, zuhause wartet ein schöner Netflix-Streifen auf uns.“
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