Nach langer Trance beginnt Deutschland das Trauma der Pandemie-Maßnahmen abzuschütteln. Noch zäher als die Rückkehr zur Normalität kommt die Aufarbeitung in Gang. Selbst Mainstreammedien forschen schon zaghaft nach Fehlern – nur Selbstkritik bleibt tabu.

Vor einigen Tagen in einer München-Pasinger Grundschule: Halbe Klassen sind krank. Gähnende Leere auch in einem Kindergarten in der Nähe. Eine Atemwegsinfektion geht um, die besonders heftig die ganz Jungen befällt. „Angesichts der aktuellen Infektionswelle sind Kinderarztpraxen und Kinderkliniken vielfach überlastet“, so der Deutschlandfunk am 30. November. In einem Fall habe „ein Kind mit 40 Grad Fieber in vier Praxen nicht behandelt werden können, weil diese einfach am Limit gewesen seien“, zitiert der Sender die Aussage eines Vertreters der Kinderärzte bei Radio Bremen und stellt fest: „Angesichts der aktuellen Infektionswelle sind Kinderarztpraxen und Kinderkliniken vielfach überlastet.“

Warum aber haben wir diese Infektionswelle? „Viele Mediziner“, raunt der Grün… äh, Deutschlandfunk im schon zitierten Beitrag, „halten die derzeitige Lage auch für eine Folge von Corona. Wegen der Schutzmaßnahmen hätten zahl­reiche Kinder bestimmte Infektionen nicht durchgemacht, heißt es.“

Heißt es – so, so. Schutzmaßnahmen, die nicht vor dem Virus schützen, das sie aufhalten sollten (Corona), aber hervorragend vor dem, was man brauchen würde: Immunadaptionen an grassierende Infektionen. Haben das nicht „Schwurbler“ wie Bhakdi oder Wodarg von Beginn an gesagt? Alle Achtung, Corona-Schutzstaat! Da sage noch einer, die „Maßnahmen“ hätten nicht gewirkt. Wenn immer die Rede davon ist, irgendwas sei „menschengemacht“: Hier haben wir einen solchen Fall in Reinkultur. Und diese Menschen, die das gemacht haben, haben Namen: Drosten, Wieler, Spahn, Lauterbach, Merkel, Söder … die Liste ließe sich fast endlos fortsetzen.

Nach zweieinhalb Jahren Schweigen, Verdrängen, Verdrehen, Beschimpfen derer, die es ausgesprochen haben, findet diese Erkenntnis jetzt sogar langsam den Weg in die Qualitätsmedien. Geradezu im Corona-Aufklärungsfuror ist der MDR: „Hirnschädigung nach Impfung – Wie Hinterbliebene um Aufklärung kämpfen“ betitelt der Sender einen TV-Beitrag, in dem berichtet wird: „Der Dresdner Pathologe Michael Mörz veröffentlichte im Oktober einen Fall, bei dem ein Patient möglicherweise durch Folgen der Corona-Impfung verstorben ist.“ Der Pathologe konnte Entzündungsherde im Gehirn nachweisen, in denen Zellen abgestorben waren, und fand dort auch das Spike-Protein vor – das nach Herstellerangaben an der Einstichstelle der Impfung verbleiben soll. O-Ton MDR: „Sein Arbeitgeber versuchte daraufhin, ihm Interviews zu untersagen.“ Doch sein Berufsverband stellte sich hinter Mörz. Das ist neu: Noch vor einem Jahr wäre solch ein unbotmäßiger Mediziner hinausgeworfen worden.

Grundsätzlicher wird der MDR, derzeit der maßnahmenkritischste deutsche Gebührensender, in einem anderen Beitrag: „Ungeimpfte zu Unrecht beschuldigt?“ Darin wird ein einschlägig bekannter Maßnahmenfetischist zitiert, der inzwischen auf eine Maßnahme verzichten will: „Die einrichtungsbezogene Impfpflicht soll auslaufen, denn Impfungen würden nicht mehr vor einer Ansteckung schützen, so Gesundheitsminister Karl Lauterbach.“ Das ist zwar falsch, denn korrekt wäre: „… haben noch nie vor einer Ansteckung geschützt“. Aber man darf den MDR auch nicht überfordern in seiner kecken Aufklärungs- und Wahrheitskampagne. Gleiches gilt für eine andere Falschaussage im Video: „Doch einen Fremdschutz gibt es schon lange nicht mehr.“ Die Wirklichkeit hat in deutschen Qualitätsjournalisten­hirnen eben dicke Bretter zu bohren. Aber irgendwann wird sie sich auch dort festsetzen und korrekt formulieren: „ … hat es nie gegeben“.

Bedeutsam aber ist doch, dass der Sender in Gestalt seiner Autorin Christiane Cichy diese beinahe blasphemische bis covidiotische Frage zu stellen wagt: „Warum wurde (…) politischer Druck auf Ungeimpfte ausgeübt?“ Der MDR versteigt sich sodann zu der Behauptung: „Längst häuft sich die Kritik an der Impfkampagne und am Umgang mit Ungeimpften.“ Leider derzeit noch eine allzu steile These – zumindest für den Mainstream-Journalismus im Ganzen.

Vor einer eindeutigen Beantwortung ihrer mutigen Frage schreckt Autorin Cichy denn auch wieder zurück. Sie meldet zwar allgemein formulierte Kritik an: „Politische Maßnahmen ignorierten wissenschaftliche Studien zur Ansteckung.“ Sie stellt zwar Widersprüchlichkeiten fest: „Auch Geboosterte stecken sich an und erkranken.“ Nur flüchtet sie sich am Ende in eine weitere, mehr oder weniger rhetorische Frage: Ob die Datenlage wohl „tatsächlich die verbale Ächtung der Ungeimpften und die massiven Einschränkungen der Grundrechte“ gerechtfertigt habe? Bei allem Zögern und Zaudern indes bringt ein Öffentlich-Rechtlicher hier erstmals einen halbwegs fairen, sehr ausführlichen Beitrag mit einer ehrlich versuchten Fehleranalyse.

Was dieses Stück aus der MDR-Wissenschaftsredaktion hingegen gar nicht erst versucht, ist Medienkritik – mit anderen Worten Selbstkritik. Die Betrachtung der eigenen Rolle während der bleiernen Corona-Zeit bleibt unhinterfragt. Der Tenor des Films ist eindeutig: Wenn Fehler gemacht wurden, sind Politiker schuld. Die Medien hatten mit alledem nichts zu tun. Aber auch da wird sie die Wirklichkeit einholen – und zwar im gestreckten Galopp.

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Es muss bald der Punkt kommen, an dem das System der Lügen zusammenbricht. Eigentlich wäre er schon längst da. Bei Corona sticht die Wirklichkeit so sonnenklar ins Auge, dass es schmerzt. Politik, Medizin, Medien – sie müssen irgendwann reinen Tisch machen und zugeben, dass sie alle falsch lagen mit den „Maßnahmen“ und deren Rechtfertigung. Die derzeit noch mühsam gewahrte Aufrechterhaltung der Lüge zeitigt immer weitere, immer unglaubwürdigere Lügen. Gerade erst konnte man lesen, die Ungeimpften seien schuld, wenn die Impfung nicht die gewünschte Wirkung habe. Denn Impfwillige seien unter „psychische[n] Stress“ gesetzt worden, was bei ihnen „eine Verengung der Blutgefäße verursacht“ habe. Solche Absurditäten belegen die Verzweiflung derer, die merken, wie ihr jahrelang gehegtes Corona-Narrativ unter steigendem Realitätsdruck in sich zusammenfällt.

Denn der Gipfel der Hysterie war gleichzeitig der Anfang vom Ende. „Peak Corona“ war erreicht, als am 7. April 2022 die Impfpflicht ab 60 im Bundestag mit 378 Nein-Stimmen bei 296 Befürwortern scheiterte. Schon kurz zuvor, mit Wirkung vom 2. April, waren wesentliche Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes außer Kraft getreten, allem voran die grundgesetzwidrigen G-Regeln. Der totale Schutz schrumpfte zum „Basis-Schutz“ und schrieb fortan nur noch eine „Maskenpflicht in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen“ vor – mehr wagte die Bundesregierung nicht mehr. Seither lässt sich ein Mechanismus von Absetz-Bewegungen der Zeugen Coronas beobachten, der in mehreren, sich zum Teil überschneidenden Phasen abläuft.

Phase 1: Rückzugsgefechte

Nach dauerhafter Offensive und Siegestaumel plötzlicher Rückzug in die Defensive. Der Maßnahmen-Terror und die Aggression gegen Andersdenkende konnte nicht mehr ständig ausgeweitet und verschärft werden wie bisher; plötzlich galt es, wenigstens den Status quo zu verteidigen, was indes auch nicht gelang, nachdem die Maskenpflicht weitgehend und sämtliche G-Regeln komplett gefallen waren. Bald musste auch argumentativ eine Stellung nach der anderen geräumt werden. „Maßnahmen“ konnten in dieser defensiven Position schon lange keine mehr durchgesetzt werden. Übrig blieben Rückzugsgefechte wie Lauterbachs windelweiche Bitte an die Wiesn-Besucher, sich doch vor dem Gang ins Bierzelt testen zu lassen. Es wirkte, als würden im sprichwörtlichen Führerbunker Armeen verschoben, die längst nicht mehr existierten.

Phase 2: Strohpuppen und Sündenböcke

Nachdem die Offensive am 7. April so abrupt gestoppt worden war, sahen die medialen Maßnahmenfetischisten keinen Sinn mehr darin, jeden Tag alle Schlagzeilen auf Corona zu konzentrieren. Das Thema verschwand zuerst von der Titel­seite und wanderte dann immer weiter nach hinten. Glücklicherweise waren andere Krisen zur Hand, denn man benötigte Strohpuppen, um die unbrauch­bar gewordenen Ungeimpften als Sündenböcke zur Triebabfuhr der Meute ablösen zu können. Russland und das Phänomen „Putin“ standen schon seit dem 24. Februar zum Bash­ing bereit, aktuell gesellen sich Katar und die FIFA am Pranger hinzu. Daneben herrschte an weiteren Themen zur Hysterisierung kein Mangel, die denn auch gehörig angefacht wurde: Blackout-Angst, Inflations-Angst, Verarmungs-Angst – und als immerwährendes Hintergrundgeräusch die Klimahysterie samt Klimakleberei. Gerade die Blackout-Angst brachte Entlastung an der Corona-Front: Die Menschen begannen massenhaft, statt Masken nunmehr Kerzen zu hamstern.

Phase 3: Schweigen

Der Übergang in andere Weltuntergangsszenarien war so erfolgreich, dass die Zeugen Coronas inzwischen in die letzte Phase überzugehen scheinen – die Phase des Schweigens. Frei nach dem Motto des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer: „Schwamm drüber“. Aus seiner Sicht waren die Fehler bekanntlich „auf beiden Seiten“ gemacht worden. Es wird sich erweisen, ob der Sachse damit als Trendsetter eine neue Methode der Nicht-Aufarbeitung des Corona-Komplexes erfunden hat: die Entschuldigung, ohne sich zu entschuldigen.

Die Medien jedenfalls berichten jetzt nur noch über Corona, wenn es nicht mehr anders geht. Lieber wäre es den Journalisten, gar nichts mehr bringen zu müssen, weil die Belastung, die Wirklichkeit mit immer dreisteren Lügen vernebeln zu müssen, schlicht zu hoch geworden ist. Zudem tauchen ständig neue, unwiderlegbare Beweise dafür auf, wie richtig die „Schwurbler“ lagen und wie falsch die Qualitätspresse. Zur Zeit herrscht ein gespenstisches Schweigen zur massiven Übersterblichkeit im Jahr 2022, das umso lauter dröhnt, je lebhafter man sich an die Hysterisierung noch des kleinsten Inzidenz-Sprüngleins erinnern kann.

Es wird dauern, bis der Ozean des Schweigens durch neu aufgeschüttete Polder der Aufklärung wie die Beiträge des MDR trockengelegt sein wird. Bis dahin scheint zu gelten: Lediglich, wenn Kinderärzte so schrill Alarm schlagen wie jetzt gerade, greifen die Medien das unfein gewordene Virus-Thema auf. Die Verbindung zu Corona und den nutzlosen, ja extrem kontraproduktiven Maßnahmen verstecken sie indes im allerletzten Absatz. Die meisten Leser, so die Hoffnung, sind bis dahin schon ausgestiegen.


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