„Wir fahren ins Chaos!“ Wer ein realistisches Bild des Zustands dieser Gesellschaft am Ende des Jahres 2022 will, sollte kurz vor Weihnachten mit dem Zug durch die Republik reisen – falls er belastbar und realitätsfest genug ist. Vielleicht wegen dieser Hürde scheint die Feldforschung per DB für die meisten Medien keine Option zu sein. Aber für TWASBO.
Adventszeit ist Besuchszeit, Besuchszeit ist Reisezeit, Reisezeit ist Bahnzeit. Oh himmlische Entspannung, zurückgelehnt im Sessel auf Schienen dahinzugleiten, statt im Vollsperrungsstau auf der Autobahn zu verwesen! In your dreams. In den ICEs zwischen Hamburg und Berlin – jenen paar, die nicht von vornherein ausfallen – drängen sich so viele Menschen, dass der Zug oft kaum die Startbahnhöfe verlassen kann. Die skrupellosesten jener Fahrgäste, die sich einer zwei- bis dreistündigen Stehplatzfahrt als Ölsardine im Mittelgang ausgeliefert sehen, besetzen stattdessen sämtliche Bordtoiletten und schließen sich dort für die gesamte Fahrtdauer ein: die einzige Art und Weise, noch einen Sitzplatz und dazu sogar etwas Privatsphäre zu ergattern. „Was hämmerst du gegen die Tür? Du musst pinkeln? Nimm halt den Flur, Mädchen! Außerdem quarze ich hier gerade gemütlich eine auf meinem Privatklo!“ Woraufhin der Rauchmelder anspringt und den endlich rollenden Zug auf Null abbremst. 45 Minuten Extra-Timeout.
Das von A bis Z asoziale Verhalten liegt an der Knappheit der noch verbliebenen, halbwegs funktionalen Ressourcen. Jeder ist sich selbst der Nächste, wenn es nichts mehr zu verteilen gibt. Wenn (außer Kassieren) nichts mehr funktioniert, kein Service mehr geboten wird und allerorten Schienen, Stellwerke, Bordbistros, Signalanlagen, WLAN-Router oder Triebköpfe defekt sind. Wenn am Wechselbahnhof der neue Lokführer vermisst wird. Wenn der Zug ein zweites Mal auf derselben Fahrt die Oberleitung aus den morschen Halterungen gerissen hat. Wenn dem Restpersonal, das noch nicht eingespart wurde oder nach dem MESA-Prinzip („Macht Euren Scheiß Alleine!“) von selbst gegangen ist, in seiner unrettbaren Überforderung alles egal ist, denn: Was kann ich schon ändern? Ich bin doch nur ein kleines Rädchen in einem von der Wand gefallenen Uhrwerk. Und ich, ich nehm jetzt Bürgergeld.
So ist die Deutsche Bahn heute, kurz vor Weihnachten 2022, mehr denn je ein Spiegel des gesamten Landes. Wer wissen will, wie es landauf, landab zugeht zwischen Flensburg und Regensburg, sollte dieser Tage möglichst viel Bahn fahren. Dass es sich unabhängig vom Zielort ausschließlich um lange, oft fast endlose Fahrten handeln wird, ist garantiert. Aber der neugierige Deutschland-Forscher sollte unterwegs nicht aus den verdreckten Fenstern schauen oder gar zwischendurch aussteigen und die Orte an den Unterwegsbahnhöfen erkunden, wie man es in früheren Zeiten getan hätte, um Menschen und Landschaften zu studieren. Stattdessen genügt es, die organisatorischen und menschlichen Vorgänge in der Bahn selbst zu beobachten.
Man höre etwa dem „Zugchef“ mit dem gemütlichen rheinischen Singsang-Akzent zu, der den 17. Halt auf freier Strecke nutzt, um die alles entscheidende Durchsage zu machen, auf die der nach Infos dürstende Bahn-Häftling seit Stunden wartet. Nein, nicht „Ihr Anschluss wird trotzdem erreicht werden“ (wird er nicht). Sondern: „Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch einmal darauf hinweisen, dass wir uns von Fahrgästen, welche die gesetzliche Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske über Mund und Nase zu ignorieren vorziehen, am nächsten Haltebahnhof gerne trennen werden.“ Es ist diese Mentalität, eine gegebene Machtfülle in all ihrer Kläglichkeit bis zur Neige auszukosten, unbeschadet aller Signale aus der uns umgebenden Wirklichkeit, die den Bogen einer großen deutschen Kontinuität schlägt. Es ist dieselbe Parolen- und Paragraphenseligkeit („Das ist nun mal Gesetz!“, „Das hat alles einen höheren Sinn!“), die viele Deutsche auch noch Anfang ’45 in den Trümmern ihrer Städte an den Endsieg glauben ließ.
Dazu passt perfekt die stumme Kuhäugigkeit und Schicksalsergebenheit, mit der die Filtertütengesichter der adrett maskierten FFP2-Passagiere solche Ansagen quittieren. Da regt sich kein Funke von Unmut, obwohl Deutschland – wer weiß, vielleicht neben Nordkorea – derzeit das letzte Land auf der Welt ist, in dem der nationale Carrier noch Pandemie-Lazarett spielt. Und obwohl die 350-Kilometer-Strecke von Hamburg bis zu einem Kaff im Sauerland (ein Umstieg, planmäßig 4:30 Stunden) schon auf der Hinfahrt sieben Stunden dauerte, was nun auf der Rückfahrt nur deshalb leicht unterboten wird, weil der ICE am Ende hinter Bremen zum ersten Mal überhaupt für ein paar Minuten auf über 200 km/h beschleunigen kann.
Die wenigsten der schweigenden Lämmer – die Augen! Beachten Sie die verstohlen nach dem Leithammel suchenden Blicke! – werden anschließend auch nur die „Fahrgastrechte“ beantragen, von denen sie oft gar nicht wissen, dass sie welche haben. Und selbst wenn ihnen gesagt wird, dass ihnen das bei über zwei Stunden Verspätung immerhin die Hälfte des Fahrpreises wiederbringen könnte, dann wissen sie nicht, wie sie das anstellen sollen. Denn sie haben nie gelernt, sich durch mehrstufige Prozesse der Bürokratie zu kämpfen, um der Macht wenigstens ein Minimum an Würde und Schadensersatz abzutrotzen. Kaiser Wilhelm lässt grüßen.
Es ist dieselbe Parolen- und Obrigkeitsseligkeit, die viele Deutsche auch noch Anfang ’45 in den Trümmern ihrer Städte an den Endsieg glauben ließ.
Was wäre, so die Phantasie, wenn jemand aus dem stehenden Großraumwagen plötzlich die Stimme erhöbe und riefe: „Brüder! Schwestern! Lassen wir uns das nicht länger bieten! Ziehen wir nach Berlin zur Bahnzentrale, wo unfähige, korrupte und anderswo gescheiterte Ex-Politiker und Ex-Konzernmanager den Laden seit Jahrzehnten runterrocken und dafür immer höhere Vorstandbezüge erwarten!“ Ich bin ganz sicher, dass die Antwort – vor allem in der 1. Klasse – lauten würde: „He Sie da, Klappe halten! Ich will hier meine Ruhe haben! Ich zeig Sie an! Sie hören von meinem Anwalt!“ Vielleicht kennen Sie das: Deutschland, Revolution, Bahnsteigkarte. Es hat nie seine Gültigkeit verloren. Höchstens ist das Fraternisieren mit der Macht seit Corona noch eine Note denunziatorischer geworden.
Aber wir wollten ja forschen. Wandern wir doch kurz durch unseren ICE, falls die Gänge ausnahmsweise frei sind. Nicht nur zwei Wagentüren, auch vier Bordtoiletten hintereinander sind laut knallgelbem Klebezettel „unbenutzbar“ und daher gesperrt. „Na ja“, denkt der Deutsche. „Schon blöd, aber da hinten ist ja noch eine fünfte. Sobald die 16 Leute in der Warteschlange durch sind, kann ich ja zur Toilette gehen, auch wenn es dort zwar noch Seife, aber kein Wasser mehr gibt.“ Statt, wie es angemessen wäre, dem sadistischen Zugchef durch den Spalt seiner verrammelten Personalabteiltür zu strullen, natürlich bei korrekt sitzender Maske. Würden das drei Leute hintereinander tun, käme er vielleicht nicht nur trotz mittlerweile 120-minütiger Gesamtverspätung aus seiner Wolfsschanze hervor und würde endlich jene sachdienlichen Durchsagen machen, die wenigstens das Ausmaß des Schadens für Verspätete begrenzen könnten. Nein, am nächsten Tag wären auch die Bordtoiletten instandgesetzt.
Doch der Deutsche macht die Faust in der Tasche. Achten Sie mal auf den Verlauf der Unmutskurve, wenn das Maß doch einmal über-übervoll ist und der Zug ein weiteres Mal erklärungslos dasteht, jetzt wegen „Personen im Gleis“. Jemand im Großraum verdreht die Augen und murmelt: „Darfdochwohlnichwahrsein!“, woraufhin schräg gegenüber jemand in die Litanei einstimmt: „Also neulich, das glauben Sie ja nicht, wollte ich von Buxtehude nach Castrop-Rauxel fahren, und was soll ich sagen …“ Worauf noch drei andere irgendwelche Kriegserlebnisse daherbeten, aber schon deutlich leiser und wie zu sich selbst. Und dann ist wieder Ruhe im Puff. Wie in der Bahn, so im Land: Erschöpft, ausgelaugt und aller Gewissheiten beraubt legen sich die Deutschen zum Niedergang bereit. Bis zuletzt aber versuchen sie dabei zu ignorieren, wie ihnen geschieht. Bis zuletzt simulieren sie Normalität.
Und dann kommt endlich doch eine Durchsage, diesmal von einer jungen Zugbegleiterin aus der Tiefe des Raums, deren Einwechslung man noch gar nicht mitbekommen hatte: „So, liebe Fahrgäste, wir sind hier noch einmal kurz zum Halten gekommen, und unsere Weiterfahrt wird sich aufgrund [eines von zehn beliebig austauschbaren Gründen] auf unbestimmte Dauer verzögern. Bitte lassen Sie doch zu Ihrer und unserer Sicherheit die Türen geschlossen. Ich melde mich, wenn ich weitere Informationen habe.“ Dann dassselbe noch mal in einer Sprache, die dem Englischen ähnelt. Einer Sprache, in der es übrigens auch die Uhrzeit „Twenty o’Clock“ gibt und der Richtungshinweis „via Frankfurt“ zu „over Frankfurt“ wird.
Nein, wir werden diese Dame natürlich nie wieder hören bis zum Ende unserer Fahrt. Wie 2022 jederzeit und überall im Land, auf Schienen, Straßen, Wasserwegen, bei Telefongesellschaften, E-Werken und sonstiger kritischer Infrastruktur. Sie brechen noch die kleinsten ihrer Versprechungen und Zusagen, die „Kundenbetreuer“, merken das aber vermutlich selbst nicht. Immerhin, und hierin besteht die Kernkompetenz junger Frauen im deutschen Kundenbetreuungswesen, sie haben so eine schöne Sprachmelodie beim Aufsagen ihrer Texte. Diese Melodie sagt: „Ich höre mir selbst nicht zu beim Reden, denn ich weiß, dass keines meiner vom Skript gelesenen Worte etwas ändern wird. Aber ich intoniere meine Ansage mit einer sinnfreien und kontextzerstörenden Silbenbetonung, die mir mindestens den Preis für die erotischste weibliche Stimme östlich des Mississippi und damit einen Job in Hollywood statt bei der fucking Deutschen Bahn einbringt.“
Eine hatte ich neulich mal, die merkte kurz vor dem Ziel tatsächlich doch noch was: „Tja, liebe Fahrgäste, das war wohl heute alles wirklich nicht so perfekt von uns, aber fahren Sie doch auch nächstes Mal wieder…“ Was war das? Eine Störung im Raumzeit-Kontinuum! Stummes, nein stumpfes Schweigen im Abteil. Besser so tun, als wären wir gar nicht da. In all dem Wahnsinn gibt es übrigens dann auch noch die prekär bezahlte Bordbistrofrau, die eigentlich längst Dienstschluss hat und nichts sehnlicher erwartet als die Ablösung, dem einzigen Gast dann aber doch ein Pils zapft und beim Servieren lächelt. Menschen wie sie, die letzten Tragestützen des einstürzenden Systems, sind so aus der Zeit gefallen, dass es auch schon wieder deutsch ist. Ich möchte bitte an dieser Stelle auch jenen Zugbegleiter feiern, der mir kürzlich am nächtlichen Bahnsteig auf die Frage nach dem Zielort der dort bereitstehenden Regionalbahn zurief: „Weiß ich auch nicht. Wir fahren ins Chaos!“ Dem ist nicht zu widersprechen. Aber was soll man auch machen, wenn es neuerdings statt der vier bekannten Himmelsrichtungen nur noch eine gibt: abwärts.
Denn, apropos Infrastruktur, dieses Land wurde in besseren Zeiten einmal mit Kapazitäten und Ressourcen für vielleicht 75 Millionen Menschen ausgestattet. Dank unserer unbegrenzten Willkommenskultur sind wir nun aber schon so an die 84 Millionen, genau weiß es keiner, viele werden ja gar nicht erst registriert. Und da kann es schon mal zu Gedränge kommen, ob in der Krankenhaus-Notaufnahme, bei der Wohnungssuche oder eben in der Bahn. Letztere freut sich darauf, demnächst noch viel mehr neue Fahrgäste begrüßen zu dürfen. Weil das Neun-Euro-Ticket ein so großer Erfolg war, dass in Bayern ganze Doppelstock-Regionalbahnen wegen Überfüllung aus der Kurve getragen wurden, kommt zu Jahresbeginn das 49-Euro-Abo fürs ganze Land – und dann aber: Schussfahrt olé! Dem schon bislang kriminell unterfinanzierten Schienennetz wird der politische Spottpreis sicher guttun. Die da oben wissen bekanntlich, was sie tun.
Dass ein Bahnsystem, um dessen Zuverlässigkeit und unaufgeregte Breitenversorgung uns einmal die ganze Welt beneidet hat, von Berlin aus fahrlässig oder gar absichtsvoll vor die Wand gefahren wird, ist eine existenzbedrohende Schande für Deutschland. Das schrieb ich auch der Bahn-Pressestelle, nachdem ich neulich mit Dutzenden anderen Passagieren konsterniert am Gleis des Düsseldorfer Hauptbahnhofs stand und den Rücklichtern eines Zuges hinterhersah, der bei gemeldeten 30 Minuten Verspätung plötzlich und ohne Ansage nur 15 Minuten zu spät abgefahren war.
Ich erhielt nach einer Woche einen Satz bunter Textbausteine zurück, nicht von der Pressestelle, sondern vom „Kundendialog“. Ihnen sei das alles sehr, sehr wichtig. Und deswegen habe man mein Anliegen unverzüglich an das „Servicecenter Fahrgastrechte“ weitergeleitet. Nur „Internationaler Gerichtshof für Menschenrechte“ klingt noch verheißungsvoller. Deutsche glauben auch an so etwas. Sie haben gelernt, dass es für alles irgendwelche mächtigen und engagierten Kümmerer gibt, die dann allerdings meist nie wieder in Erscheinung treten. Was dem Glauben keinen Abbruch tut.
Sprachen wir eigentlich schon über die Energiekrise? Davon, dass für die zukünftig erwartbaren Bahnverkehrszahlen gar kein „grüner“ oder selbst dunkelbrauner Strom mehr zur Verfügung steht? Nun, das dürfte sich aber von selbst regulieren. Dank der rotierenden phasenweisen Stromsperren, die im Wirtschaftsministerium bereits geplant werden, könnten dann doch beispielsweise abwechselnd mal die Züge in Norddeutschland, mal die im Süden fahren. Es kommt nur darauf an, zum richtigen Zeitpunkt an den Übergabepunkten zu sein. Dafür wird es sicher eine App geben. Wobei auch die Apps der Bahn eben nur dort funktionieren, wo es Strom und Datennetze gibt – also eher selten in der Bahn.
Es ist aber auch kompliziert. Wer hätte das alles ahnen können, als er mit abgebrochenem Theaterwissenschaftsstudium frisch und froh an die ideologische Rundum-Optimierung des Verkehrsknotens in Mitteleuropa und seiner vielen Menschen ging! Wer hätte glauben mögen, dass die Grünen und noch Grüneren von der neuen deutschen Einheitspartei – kaum an der Regierung – ironischerweise nun das einzige Verkehrsmittel zu Grabe tragen, das zu benutzen sie uns noch nicht verbieten wollen. „Klimaschutz“ helau!
Doch all diese regierenden Sozialingenieure eigener Zertifizierung können getrost davon ausgehen: Egal was sie tun, egal wie sie das Land zugrunderichten, das Tafelsilber verscherbeln und den hier Lebenden den Boden unter den Füßen wegreißen: Solide 80 Prozent werden die Schuld weiterhin beim Iwan suchen, beim Klimawandel und bei den Reichsbürgern. Denn das kam vorhin in der Tagesschau: Der Marsch auf Berlin findet nicht statt.
TWASBO liebt Debatten. Zum Posten Ihrer Meinung und Ihrer Ergänzungen steht Ihnen das Kommentarfeld unter diesem Text offen. Ihr themenbezogener Beitrag wird freigeschaltet, ob pro oder contra, solange er nicht gegen Gesetze oder akzeptable Umgangsformen verstößt. Vielen Dank.
Liebe Gemeinde, TWASBO schaltet nun in den Bahn-, nein, Feiertagsmodus. Hier gibt es in nächster Zeit eher sporadisch was zu lesen. Auch aus finanziellen Gründen natürlich, denn fast alle von Ihnen wollen das Magazin zum Nulltarif konsumieren, statt zu spenden. Also herrscht auch hier struktureller Ressourcenmangel. Das ist im Journalismus und im NeoSoz halt nicht anders als auf der Schiene. Trotzdem ein friedvolles Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch allen treuen Lesern, und: Bleiben Sie belastbar!
Da ich keine Maske trage, fahre ich seit annähernd drei Jahren auch nicht mehr mit der Bahn. Dort wird man auch mit Attest wahlweise gelyncht, rausgeschmissen oder von der Polizei aus dem Zug geholt.
Davon abgesehen: ja, Bahnfahren in D’land war mal richtig geil. Zu Zeiten von Sechserabteilen, dem echten und wahren InterRegio und lange bevor es Zugbindung gab. Von den gesammelten Schlechtigkeiten der letzten 20+ Jahre bei der Deutschen Bahn möchte ich hingegen gar nicht reden.
Daß das da alles symptomatisch für das ganze Land ist, glaube ich allerdings unbesehen.
In den 80er Jahren bin ich oft mit der Bahn kreuz und quer über die iberische Halbinsel gefahren. Die Langsamkeit, die Verspätungen, der Zustand der sanitären Anlagen – es war schwierig, aber zum Glück war ich Tourist mit viel Geduld. Ich verglich das mit unserer (damals noch) Bundesbahn und dachte: so etwas bekommen die nie hin.
Jetzt ist es umgekehrt.
Noch ein Erfahrungsbericht aus deutschen Zügen: Nachdem ich seit Beginn der vermaledeiten Maskenpflicht etwa alle zwei Monate im Fernverkehr unterwegs bin und bisher immer ohne Probleme mit höchstens medizinischer Maske durchgekommen bin, gerne auch unter der Nase oder im Schoß, mit vielen Nüssen, Trockenobst oder Keksen, habe ich dieses Mal in der Vorweihnachtszeit auch einen ganz genauen Zugmenschen erwischt, der sich daran aufgeilte, Macht auszuüben, und mich zur Schnecke zu machen. Wie solle die Maske denn dem Infektionsschutz nützen, wenn sie nicht schön eng säße. Leider bin ich eher konfliktscheu und wenig schlagfertig und habe nur in Abwesenheit die Maske wieder rutschen lassen. Immerhin musste er sein Sprüchlein von der nötigen FFP2 etwa alle zwei Sitzreihen anwenden – ich war also nicht allein. Und die anfangs noch besserwisserischen Durchsagen diesbezüglich wurden mit zunehmender Verspätung in die Nacht hinein auch immer kleinlauter. Wunderbare Vorweihnachtszeit!
Ich wünsche Ihnen frohe Feiertage und eine wohlverdiente staade Zeit zwischen den Jahren, wie man in Bayern sagt!
Dankeschön, Ihnen auch! So viele FFP2-Rebellen hatte ich nie an Bord…