Wenn man kleine Kinder hat, geht man mit ihnen früher oder später – lieber später – auch Minigolf spielen. Das Tolle daran ist, dass die 18 Bahnen auf jedem, aber auch jedem Minigolfplatz noch genau die sind, die schon heruntergekommen wirkten, als ich selbst vier Jahre alt war und mit meinem Vater zum Minigolf ging.
Die Farbe ist genauso abgeblättert, die Oberflächen sind genauso verschraddelt und mit wahlweise Pfützen, welkem Laub oder Tannennadeln übersät, so dass der Ball einen Zentimeter vor dem Loch plötzlich eine ganz unerwartete Wendung nimmt und im rechten Winkel über die Leitplanke das Weite sucht. In den Buden sitzen immer noch genau die wettergegerbten, etwa 60-jährigen Ex-Jugoslawen und reichen mit der Kippe im Mund die Schläger über die Theke.
Aber vor allem: Die Spielbögen zum Eintragen der Punkte sind immer noch die Formularvordrucke von 1970. Wahrscheinlich gibt es heute irgendwo in Vietnam ganze Druckereien, in denen zahlreiche Kinder nur vom Herstellen dieser Formulare leben („Miniaturgolf – Der Ausgleichssport für jedermann. Ohne Vorkenntnisse zu spielen.“)
Darauf findet sich auch der winzig klein gedruckte Zusatz: „Nachweis durch Deutsche Miniatur-Golf“. Hä? Aber allein die Vorstellung, dass es irgendwo, vielleicht in Castrop-Rauxel, eine „Deutsche Miniatur-Golf AG“ geben könnte, wo im Büro des Direktors eine große Deutschlandkarte hängt, gespickt mit Stecknadeln für alle Plätze der Republik — herrlich!
Dieser Konzern produziert Minigolfplatzanlagenausstattungen, die bereits ab Werk diesen unnachahmlich kaputten Retro-Look haben, entworfen von einem seit drei Jahrzehnten pensionierten Designer mit Wischnewski-Gedächtnisbrille. Und die Sekretärin meldet sich am Telefon mit „Hier Deutsche Miniatur-Golf, Vorzimmer Generaldirektor Dr. Bogenlampe – bedaure, der Herr Generaldirektor ist heute auf dem internationalen Miniaturgolf-Kongress in Bad Bevensen, er hält das Hauptreferat und nimmt anschließend die goldene Ehrennadel des Verbandes ehemaliger Miniaturgolfmeister Nordostwestfalens entgegen.“
Hach, 1970. Es waren bessere Zeiten, unschlagbar. Aber die acht Euro heute waren auch gut angelegt.
Sehr schön geschrieben.
Auch schön: Zwar haben wir als Mittzwanziger eine Partie Minigolf stets ironisch betrieben, doch ab etwa Bahn 9 konnte es passieren, dass sich der Ehrgeiz durchsetzte und alles endete in einem erbitterten Punktefight. Oder wir drehten eine gemütliche Tüte und brachen die Zelte frühzeitig ab.
Echt? Grandios! Hammer Park – das ist ja ein Heimspiel! Bin dabei.
Es gibt ja traditionell einmal im Jahr ein Hamburger Blogger-Minigolfen. Mit Wanderpokal. Ein begehrtes Stück, ich sage aber nicht, was es ist. Zuletzt waren wir im Schwarzlichtviertel, ansonsten minigolfen wir im Hammer Park. Im Frühsommer dann wieder.