Unsere Welt ist klein geworden. So klein wie eine Gummizelle: gut gepolstert, ausbruchssicher, überfüllt. Ein Elektroschock am einen Ende pflanzt sich bis zu den Insassen am anderen Ende fort. Und wir stecken mittendrin – woran TWASBO in dieser Reihe erinnert.

Der deutsche Wald, meine Damen und Herren, ist seit Jahrtausenden ein Quell unserer Erbauung und Gesundung. Deshalb gibt es ihn jetzt gleichzeitig in zwei Ausführungen: als Erholungs- und Erlebnislandschaft. Die Erholung, bzw. was die Borkenkäfer-Invasion im Sauerland davon übriggelassen hat, sehen Sie im Hintergrund. Das Erlebnis befindet sich im Vordergrund: ein nagelneuer Kletterwald.

Im ehemaligen Skigebiet von Winterberg (670 m.ü.d.M.) glaubte man nach dem 200. schneelosen Winter nicht mehr an denselben, sondern nur noch an den Berg. Deshalb mussten andere Attraktionen her als die sich hier unmittelbar anschließende Bob- und Rodelbahn, auf der dank Kunsteis im Februar so gerade noch eine Weltmeisterschaft ausgerichtet werden konnte. Gelungen erscheint die planerische Integration von kahlen Nadelbäumen und kahlen Kletterbäumen: ein malerischer alter Landstrich, der sich geradezu ideal anbietet, hier demnächst auch noch eine Hochspannungstrasse für grünen Windkraftstrom hindurchzuprügeln.

Erinnern Sie sich noch an den Schuldirektor aus Ribnitz-Damgarten, der im März seine eigene Schülerin bei der Polizei anschwärzte, weil sie AfD-freundliche Dinge auf Social Media postete? Als Reaktion darauf kam es nur wenige Tage später am selben Gymnasium zu einem weiteren ungeheuerlichen Fall von Rechtsextremismus, weshalb die Beamten schon wieder anrücken mussten: Unbekannte hatten dort die Parole „Heimatliebe ist kein Verbrechen“ an der Fassade angebracht. Natürlich wurde das mit einem Schlumpfbild versehene Beweismittel sofort heruntergerissen und sichergestellt.

Die Pointe zu diesem neuerlichen Skandal am Richard-Wossidlo-Gymnasium lieferte nun der historisch versierte TWASBO-Mitarbeiter Jürgen Schmid: Der Namensgeber der Schule, Wossidlo (1859-1939), war nämlich ein heimatliebender Volkskundler, der Sagen und Märchen, Sitten und Gebräuche sowie die deutsche Sprache und ihre regionalen Dialekte erforschte. Unter anderem begründete er das Mecklenburgische Wörterbuch. Das provozierende Transparent hätte er somit selbst aufgehängt haben können, wäre er nicht seit 85 Jahren tot.

Um Himmelswillen, aber dann muss doch die Schule sofort umbenannt werden, wenn ein Nazi ihr seinen Namen aufzwang! Sicher, ja, natürlich – bloß: Ausgerechnet laut Wikipedia, wo inzwischen jeder Halbprominente als „rechts“ diffamiert wird, der nicht bei drei „Vielfalt!“ ruft, ließ sich Wossidlo nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen. Vielmehr stand er „rassistischem ideengut und der NS-Partei fern“. Tja. Ähm. Soll das etwa heißen, Heimatliebe ist überhaupt kein Verbrechen? Kann das denn sein? Dann wäre doch niemals die Polizei gerufen worden …

Aber zum Glück gibt es ja die AstroturfGraswurzelbewegung der Gegen-rechts-Demos, für die Mütter von Kleinkindern klasse Plakate mit krassen Sprüchen basteln und vor dem Aufmarsch noch bunt ausmalen:

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Wobei Antirassismus gleichbedeutend mit Antifaschismus bzw. eh egal ist, Hauptsache gegen rechts. Dieses starke Stück Wohlfühl-Demokratie zum Runterladen wurde im Januar sogar auf digitalen Litfaßsäulen im öffentlichen Raum beworben, sonst hätte ich es nicht bemerkt. Möglich machte das der Kölner Außenwerbungs- und Medienkonzern Ströer, der praktischerweise auch die hierfür verantwortliche Ratgeber- und Lifestyleseite „familie.de“ und die sogenannte News-Plattform „T-Online“ betreibt. Im Kampf für das jeweils aktuell Gute und gegen das jeweils aktuell Böse tun sich solche Vehikel der Regierungsfrömmigkeit verlässlich hervor, wie bereits berichtet. Der „Kampf gegen rechts“, für den allein zwischen 2021 und 2024 rund eine Milliarde Euro an Steuermitteln zur Verfügung stehen, setzt viel kreatives Engagement frei. Subventionstechnisch ist es eine Art erhöhtes Bürgergeld mit Zweckbindung: Legitimierung des Staates.

Der hier wäre eigentlich einer für unsere neulich in dieser Rubrik gestartete Reihe „Deutschlands Dichtende, Denkende, Forschende und Musizierende„, die mit Göte, Niehzsche und Plank begann:

Aber wollmama nichso sein. Immerhin prangt das Bildnis des ollen Bonner Musikdirektors hier weit jenseits der Landesgrenzen an einer Hausfassade in Porto. Und der Portugiese als solcher spricht im Durchschnitt sicher besser Deutsch als ich Portugiesisch. Ich frage mich halt bei so was immer nur: All dieser Aufwand, die wunderschönen Ornamente, das Brennen und Glasieren der Kacheln, sogar ein (wenn auch etwas zweifelhafter) Partiturausschnitt – und dann schlägt man das mit Abstand am größten gedruckte Wort nicht im Lexikon nach? Ach, was soll’s, der gute Douro spült’s runter.

Apropos runterspülen: Ich mag Whisky, weshalb ich bisweilen Whisky-Rezensionen von Kunden bei Amazon lese. Da betritt man in stilistischer und argumentativer Hinsicht eine Welt von ganz eigenartigem Zauber, vor allem, wenn die Rezension auf Japanisch verfasst ist. Zwar bin ich neben dem Portugiesischen auch dieser Sprache nicht mächtig, aber Amazons KI liefert die Übersetzung per Mausklick. Sogleich verwandeln sich die fremden Schriftzeichen in die recht verheißungsvolle Überschrift „Ich liebe den Duft“. Darunter heißt es dann allerdings u. a.: „Ich bin auf einen Duft gestoßen, nach dem ich schon lange gesucht hatte. Ich habe es getrunken, weil ich den Duft von Hörnern mochte, aber ich habe den Duft nicht gespürt, weil ich älter wurde (…). Ich trinke jeden Abend gerne, also bin ich eine alte Dame, die nach einem günstigen Ort sucht, damit ich nicht aufhören kann.“

Hoffnungsvolle Grüße an dieser Stelle nach Nippon, wo man übrigens auch getragene Unterhosen aus Automaten kaufen kann. Verehrte gnädige Frau, hier schreibt Ihnen ein älter werdender Herr, der ebenfalls schon länger nach einem günstigen Ort sucht, um nicht aufhören zu können, den Duft von Hörnern zu mögen. Hierzulande darf man ja nicht einmal mehr in Frieden auf dem Sofa sitzen und an seinem Fetisch schnüffeln. Wenn Sie also einen solchen Ort gefunden haben, Gnädigste, geben Sie Nachricht! Dann könnten wir gemeinsam ins selbe duftende Horn stoßen.