Unsere Welt ist klein geworden. So klein wie eine Gummizelle: gut gepolstert, ausbruchssicher, überfüllt. Ein Elektroschock am einen Ende pflanzt sich bis zu den Insassen am anderen Ende fort. Und wir stecken mittendrin – woran TWASBO in dieser Reihe erinnert.

Was ist eigentlich aus diesen Bauernprotesten geworden, die auch Hamburg (Foto) zeitweise lahmlegten? Was? Hallo, ich kann Sie nicht hören! Ich höre nur, dass bei der „ersten großen Demo gegen rechts“ dieses Jahres in Hamburg am 19. Januar gar nicht 50.000 „Teilnehmende“ waren, wie die Polizei feindlich-negativ gemeldet hatte, sondern die leicht davon abweichende Zahl von 180.000. Also quasi halb Deutschland. Und das war, wie gesagt, nur die erste Demo. Gegen rechts. Rechts. Rechts! Gegen rechts! Haben Sie gehört? So viele waren das! Was? Bauern? Was für Bauern? Rechte Bauern? Was wollen die denn? Dürfen die das überhaupt? Rechts blinken mit ihren Treckern? Diese Rechten? Da muss ja gleich wieder eine Demo gegen rechts her! Aber zack, zack!

Es gehört zu den Paradoxa unserer Zeit, dass diejenigen, die mit revolutionärer Pose „Delete Elite“ an Hauswände schmieren, im Geiste oft dieselben sind wie jene, die sich ansonsten durch Terror gegen Oppositionelle als billige Hilfstruppe ebenjener Elite bezahlt machen. Doch im abgebildeten Fall ging es um handfeste Pfründe, die plötzlich bedroht waren: Unweit dieser Stelle in Hamburgs Hafencity nutzen junge Leute ein dauerhaft vor Anker liegendes altes Frachtschiff als Kulturzentrum. Das Ufer war lange Zeit unbebaut, doch dann wurden dort Eigentumswohnungen für Besserverdienende aus dem Boden gestampft. Die frisch eingezogenen Anwohner begannen unverzüglich, sich über den Partylärm zu beschweren.

Das entfachte den Zorn der Boat-People. „Augen auf beim Wohnungskauf!“, sprühten sie ihren neuen Nachbarn unter anderem ins Stammbuch, will sagen: Unsere Mobilie war hier, bevor eure Immobilie kam, also müsst ihr weg, nicht wir. Eine „Elite“ war zum Feindbild geworden, für deren politische Interessen man bis dahin gern auf die Straße gegangen war – schien doch das Establishment den bequemen Status Quo im Land angesichts unberechenbarer und unheimlicher neuer Herausforderer zu garantieren.

Quintessenz: Im heraufziehenden NeoSoz ist aus Sicht der Partei dringend darauf zu achten, der Handlanger-Klasse ein symbolisches Minimum an Spielraum zu belassen.

Rosenmontag! Karneval! Fasching! Die lang ersehnte fünfte Jahreszeit, in der staatlich zertifizierte Jecken von Düsseldorf bis München ausgelassen nach oben buckeln und nach unten treten dürfen. Locker vom Hocker unter der Narrenhasskappe: den Herrschenden den Spiegel (Print-Ausgabe) vorhalten, den Kritikern der Regierungspolitik aber gegen den Kopf treten, dass es kracht – und dabei noch saufen und schunkeln. Was man auf den Rosenmontagszügen der Corona-Jahre erprobt hat, lässt sich heuer perfektionieren. Was für ein formierter Spaß! Kotzprobe?

Das Schlimmste am Carlson-Interview mit Putin in Moskau war aus Sicht der „Democrats“ jenseits und diesseits des Atlantiks nicht, dass der Kreml-Hitler als Mensch und für sein Land taktierender Geopolitiker kenntlich wurde – zweifellos enorm schädlich für die ihm zugedachte Rolle als das absolut Böse, das man „am besten einfach ignoriert“ (tagesschau.de). Nein, das Schlimmste war der plötzlich emporragende Achttausender an intellektueller und kognitiver Überlegenheit Putins im Vergleich zum Tattergreis im Weißen Haus. Oder, wie es jemand auf „X“ formulierte: „Putin kann eine halbe Stunde lang die Details russischer Geschichte aus dem Ärmel schütteln, während Biden nicht mehr weiß, was er heute zum Frühstück hatte.“

Man muss sich das klarmachen: Der Commander-in-Chief der Nuklearmacht USA sowie einer gewissen Nato ist ein 81-Jähriger, der just zur Zeit des Putin-Interviews von seiner kürzlichen Begegnung mit dem 1996 verstorbenen französischen Präsidenten Mitterand berichtete. Ein Mann, der Probleme hat sich zu erinnern, wann und woran sein eigener Sohn starb. Ein Mann, der Luft die Hand schüttelt. Ein Mann, der laut einem aktuellen juristischen Untersuchungsbericht (S.6) bestenfalls noch einen „sympathischen, wohlmeinenden älteren Herrn mit schlechtem Gedächtnis“ darzustellen versucht. Ein Mann, dessen geistigen Verfall seit den Neunzigerjahren Sie hier im Schnelldurchlauf von nicht mal einer Minute miterleben können:

Und dieser Mann soll nun, obwohl er keiner Präsidentschaftswahl-Debatte mehr folgen könnte, geschweige denn sie gewinnen, auf Teufel komm raus für vier weitere Jahre Amtszeit installiert werden. Denn diskrete Institutionen des deep state wie die CIA, also die jeder demokratischen Kontrolle entzogenen wahren Lenker der US-Politik, lieben eine Sockenpuppe als Präsidentendarsteller. Solange König Théoden von Rohan orientierungslos durch die Gegend irrt, bestimmt Gríma Schlangenzunge unangefochten die Richtlinien der Politik. Und der wiederum ist engstens mit dem militärisch-industriellen Komplex der USA verbandelt, der erst zufrieden ist, wenn er drei oder vier Kriege gleichzeitig führen lassen kann – gern auch im „European Theater“. Der Europäische Kriegsschauplatz aber, liebe Leser: das sind Sie.

Ist all dieser blanke Wahnsinn ein Thema für die freien Medien des Westens? Nein, sie tun ihr Bestes, um Sleepy Joe weiter als verantwortungsvollen Staatsmann zu verkaufen, der den „Demokraten“ zum Sieg über das amerikanische Böse verhelfen wird: über Trump. Gleich heute Abend wieder, in Ihren Vertrauenssendungen „Tagesschau“ und „heute“.

Apropos zum Narren halten: Mir persönlich kann man ja vieles vormachen – zum Beispiel fiktive Identitäten, die zum Schein mit richtigen kommunizieren, oder richtige Identitäten, die vorgeben, nichts mit fiktiven zu tun zu haben. Ich glaube gutmütig und unbesehen alles, bei genügend Raffinesse zur Not auch jahrelang. Das Internet, in dem jeder sein kann, wer und wie viele er will, macht es möglich. Nur eines sollte man nicht: glauben, dass meine Naivität durch derlei Erlebnisse nicht in Summe doch erfolgreich herausgefordert würde. Und nun weiter im närrischen Programm.

Seitdem es keine natürliche Intelligenz mehr gibt, muss es die künstliche richten. Gerade als freier Journalist lasse ich mir längst von ChatGPT helfen, denn seien wir ehrlich: die Honorare sind ja heute auch nur noch von virtueller Kaufkraft. Erst neulich wieder spannte ich die AI für meine Zwecke ein, nachdem ich in meinem spärlichen Built-in-Wortschatz ergebnislos nach Folgendem gesucht hatte:

Gut, vielleicht hatte unser programmierter Erlöser bloß einen schlechten Tag im Büro erwischt. Jedem Versager gebührt eine zweite Chance. Und ich kann für heute mit einem optimistischen Ausklang schließen, denn das transhumane Hyperwesen aus Digitalien nutzte diese Chance mit Aplomb. Und Alaaf!