Dass die Bank einem kein Geld gibt, soll vorkommen. Aber dass die Bank einen nicht gehen lässt? Obwohl man dort weder Schulden hat noch jemals dort Kunde sein wollte?

Ich war jetzt bei drei Banken, ohne einmal zu wechseln. Das kam so: Etwa so um 1995 herum eröffnete ich ein Konto bei der damaligen Bank für Gemeinwirtschaft (BfG). Ach, man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Gemeinwirtschaft! Nein, nicht wie in „Gemein! Der hat mich getreten!“. Sondern wie in Gemeinwesen, Gemeinsinn, Gemeinnützig. Oder von mir aus gleich wie im Sozialismus.

Natürlich ließ ich mir kurz nach meiner Kontoeröffnung von den freundlichen Experten der BfG auch Telekom-Aktien verkaufen. Es waren bessere Zeiten, damals, als die Dotcom-Blase und alles weitere erst noch bevorstanden.

Oder eben auch nicht. Denn die BfG wurde im Jahr 2000 von der schwedischen Skandinavista Enskilda Banken (SEB) übernommen. Mich fragte man nicht, ob ich das auch gut fände, aber eines Tages wachte ich auf und meine Bank war nicht mehr dunkelblau, sondern grasgrün. Immerhin: Skandinavier lügen nicht. Beziehungsweise sind grundsolide, bauen Autos aus Panzerblech und Möbel aus dünnem Sperrholz. Sind also insgesamt durchaus Menschen, denen ich mein Geld und alle meine Zahlungsströme anvertrauen möchte.

Natürlich ließ ich mir auch von den freundlichen SEB-Experten was verkaufen, unter anderem einen offenen Immobilienfonds, den sie dann später einfach immer dann für unbestimmte Zeit schlossen und einfroren, wenn es ihnen passte, damit ich keine Anteile zurückgeben konnte.

Doch dann wachte ich eines Morgens auf und meine Bank war nicht mehr grün, sondern rot. Alarmrot. Katastrophenalarmrot. Denn Anfang 2011 hatte das schwedische Geldhaus, das in Deutschland etwas schwächelte, seine hiesigen Filialen an die spanische Santander-Bank verkauft. Eine der größten Banken der Welt. Und so ein Wachstum kommt ja nicht von ungefähr, sondern unter anderem von der spanischen Immobilienblase, einem der unseriösesten Exzesse seit der Erfindung von Real Madrid.

Wieder hatte man mich nicht gefragt, wie ich das alles fände, und ich hatte definitiv keine Lust auf die spanische Armada, die katholische Inquisition oder weitere Expertentipps der dritten internationalen Kohorte von Bankern.

Ich kündigte mein Konto.

Dachte ich. Doch es existiert, fast ein Vierteljahr später, immer noch. Der Kontostand beträgt genau Null, aber nach wie vor kann ich mir das online ansehen, wann immer ich will. Keine Hotline, keine Beschwerdehotline („man wird Sie zurückrufen“), keine Filiale und keine Zentrale („es wird Sie jemand zurückrufen“) hat dagegen etwas unternommen. Oh, es haben sogar Banker zurückgerufen. Aber nur, um mit weiteren hilfreichen Telefonnummern behilflich zu sein. This, Ladies and Gentlemen, is Kundenbindung.

Und es fühlt sich direkt gut an, wenn man erst einmal nicht mehr dagegen revoltiert. Denn bei Santander bin ich keine Nummer. Nein, ich bin eine Ziffer. Nämlich eine 1. Ich bin 1 Datensatz, 1 Verkaufsargument, 1 Bestandskunde, 1 Statsitikbaustein, 1 Existenzgrund. Sie ist doch für mich da, meine Bank! Die Bank, die zu mir hält, ob ich will oder nicht.

Natürlich habe ich längst bei einer anderen, sorgfältig ausgewählten deutschen Bank ein Girokonto eröffnet. Von dort schickte man mir auch eine Girokontokarte. Leider funktioniert sie nicht am Geldautomaten. Aber es soll da eine Hotline geben …