Als ich feststellen musste,
dass gerade er,
der sonst seinen Stift wie ein Schwert
gegen die Unmenschlichkeit erhebt,
selbst im Wissen
um all die ermordeten Kinder von Gaza
eine dumme und dreiste Pointe
über die Fürsprecher
dieser Ermordeten
einfach nicht
hatte auslassen können,
schrieb ich ihm, er sei
gnadenlos.

Er sei nicht so mächtig,
schrieb er zurück,
dass er Gnade gewähren könnte.
Und es gebe nun einmal
die kollateralen Schäden,
die aus der Tatsache resultierten,
dass die Welt sich präzise
in Freunde und Feinde teile.

Doch, schrieb darauf wieder ich,
Sie haben es in ihrer Macht
Gnade walten zu lassen!
Es ist eine weniger göttliche
als vielmehr zutiefst menschliche
Qualität.

An allen Fronten erbarmten
sich Menschen schon
ihrer zerschlagenen Gegner,
anstatt die am Boden Liegenden
noch zu treten.
In allen Schriften, in jeder Sprache
gibt es Belege dafür,
hingegen nicht einen
in Ihrer Kolumne.

Wenn Sie so schreiben,
ergänzte ich,
sehe ich Sie, der Sie selbst
täglich Angriffen ausgesetzt sind,
in dieselbe geistige Wagenburg
eingepfercht wie die Täter:
gemeinsam mit ihnen umringt
von Dämonen und Teufeln.

Ich wünsche Ihnen,
verblieb ich,
dass Ihnen einst das Entkommen
aus dieser Festung gelingt.

Wie zu erwarten
erhielt ich darauf
keine weitere Antwort.
Und seine Pointe
steht weiterhin
da.


Die TV-Dokumentation Gaza – How to Survive a War Zone, der die Standbilder entnommen sind, widmet sich vor allem den Kindern im Kriegsgebiet. Sie wurde im Auftrag der BBC produziert und dort im Februar erstmals ausgestrahlt. Nach wenigen Wochen indes nahm der Sender die Dokumentation aus seiner Mediathek. Den Programmchefs war erst nachträglich bekannt geworden, dass der 14-jährige palästinensische Junge, der das TV-Team als Erzähler durch den zerstörten Gaza-Streifen und an Orte des Grauens führt, ein Sohn des stellvertretenden Agrarministers der Hamas-Regierung ist. Der Mutter des Jungen war ein Honorar für dessen Mitwirkung überwiesen worden. Kritiker konnten deshalb argumentieren, die Filmproduktion habe Hamas unterstützt und sich von ihr manipulieren lassen.

An einer Stelle des Filmes verwünscht allerdings eine Frau auf offener Straße Hamas, die sie und ihre Kinder dem Terror erst ausgesetzt habe. Mittlerweile haben sich Hunderte Prominente aus dem britischen Kulturbetrieb der Forderung angeschlossen, die Dokumentation als „bedeutsames journalistisches Werk“ wieder ins BBC-Programm aufzunehmen. Der Film lenke den Blick ungeschminkt auf den Überlebenskampf der Kinder und Familien.