Vor einem Jahr hat TWASBO über eine Reihe von Indizien berichtet, dass der woke Zeitgeist des politmedialen Komplexes mit all seinen destruktiven Auswirkungen auf den Gipfel zusteuerte. Nun ist „Peak Woke“ definitiv überschritten, findet unser Autor: Wir können einer Sekte bei ihrem Untergang zusehen.

Im Sommer 2023 erzählte ein Bautzener Antiquar aus vergangenen Zeiten, dem Sommer 1989 in der DDR. Damals habe sich niemand im Land – er betonte mehrfach: niemand – vorstellen können, dass im Herbst desselben Jahres das System „einfach weg“ sei. Wiederholt sich Geschichte?

Wirklichkeit besiegt Ideologie. Was alle Kritiker des regierenden Zeitgeistes, welcher unter Regenbogenflagge segelt, stets prognostizierten – es tritt jetzt mit voller Wucht ein. „Es“ bewegt sich nach langer Stagnation. Wir stehen an einem fast surreal anmutenden Kipp-Punkt. Der Berliner Blogger Maschinist bringt es auf den Punkt, wenn er ein „Spielfeld“ sieht, „auf dem eine Minderheit aus einer eroberten Machtposition heraus mit immer abstruser werdenden Ansichten die Mehrheit demütigt, die sich das überraschend lange gefallen hat lassen, deshalb haben die Akteure immer weiter gemacht. Bis es jetzt kippt. Massiv und hart. Mir ist bis weit ins alte Mitte-Links-Milieu hinein noch nie so viel Hass begegnet wie momentan.“

Das eine sind die Zahlen: Wenn laut MDR 85 Prozent die Gender-Sprache ablehnen. Wenn die ARD 79 Prozent Unzufriedenheit mit der Bundesregierung misst. Wenn nach FORSA nur noch 8 Prozent der Deutschen sich wohl fühlen im Land. Wenn es in Sachsen – prognostiziert – keine der im Bund regierenden Parteien in den Landtag schaffen würde. Wenn in Bayern real 70 Prozent nicht-linke Parteien wählen. Wenn bei denselben Landtagswahlen die „Ampel“ nur noch auf 25,8 Prozent kommt – und das auch nur dank einer „progressiven“ Blase in den Großstädten, während sie auf dem Land mit einer 16-Prozent-Klatsche in die Wüste geschickt wird.

Das andere ist die alltäglich zu erlebende Stimmung, die in kalte Ablehnung des grün-dominierten Regierungshandelns umgeschlagen ist, wie es der Maschinist aus dem Hauptstadt-Alltag schildert. Es gibt Wirtsgärten im Tölzer Land, wo an jedem Tisch lauthals über „die in Berlin“ geschimpft wird, explizit über „die greane Hund“. Jahrelang war es dem grün-affinen politmedialen Komplex durch Dauerpropaganda-Trommelfeuer auf allen Kanälen und existenzbedrohender Einschüchterungspraxis gegen abweichende Meinungsäußerer gelungen, die offensichtlich desaströse Wirklichkeit seines Wirkens wegzumanipulieren und die mehrheitlichen Gegner seiner destruktiven Transformationsvorhaben mundtot zu machen – nun brechen alle Dämme. Die Schweigespirale wird an sämtlichen Ecken und Enden durchstoßen. Der Glaube an die Propaganda erodiert sicht- und hörbar mit jedem Tag, an dem sich immer mehr Menschen ohne Scheu in Wort und Schrift öffentlich zu ihrer Ablehnung bekennen.

Ein Bann ist gebrochen

Viele Unzufriedene belassen es aber nicht beim Murren. Sie handeln an der Wahlurne. Wenn in einem bayerischen Dorf die Zuwanderungsproblematik im Sportverein, bei den Schützen, auf der Straße hochkocht; wenn Hausbesitzer fassungslos wütend auf das Habeck’sche Heizungsgesetz, eine Enteignung auf kaltem Weg, reagieren; wenn diesem kleine Dorf seit Jahren eine große Zahl von Migranten zugewiesen wird, was die anfängliche Hilfsbereitschaft derer, „die schon länger dort wohnen“ (A. Merkel), erkennbar überstrapaziert hat – muss man sich dann wundern, wenn in einem solchen Ort die AfD über 30 Prozent der Stimmen einfährt?

Vor den Landtagswahlen am 8. Oktober 2023 waren sich alle Mitglieder des polit­medialen Komplexes einig: Die Migration ist kein Thema, es läuft gut so, wie es läuft, darüber brauchte man gar nicht zu reden. Am Tag nach den doppelten Landtagswahlen redete „die Politik“ plötzlich von nichts anderem mehr. Das Wahlergebnis hatte sie dazu gezwungen. Noch aufschlussreicher als der Bruch des Schweigegelübdes waren die Töne, die urplötzlich, tatsächlich wie aus dem Nichts, angeschlagen wurden. Man traute seinen Ohren nicht, wenn hochrangige Vertreter der SPD und bald darauf auch der Grünen Forderungen aufstellten, wie sie ansonsten nur von der AfD zu hören waren.

“Noch aufschlussreicher als der Bruch des Schweigegelübdes waren die Töne, die urplötzlich, tatsächlich wie aus dem Nichts, angeschlagen wurden.”

Dieselben Rezepte, die der politmediale Komplex stets als indiskutabel zurückgewiesen hatte, nicht ohne die Rezeptausfertiger als Rassisten und Demokratiefeinde zu verunglimpfen, ertönten jetzt jeden Tag aus den Mündern der „Wir haben Platz“-Fraktion. Als hätte sie noch nie etwas anderes gewollt als strikte Begrenzung der Aufnahmezahlen und schnelle Abschiebungen. Selbst CDU-Chef Friedrich Merz hat mit wochenlanger Verspätung den Paradigmenwechsel erkannt, als er sagte, man hätte tunlichst auf die Warnungen des verfemten Thilo Sarrazin hören sollen. Deutlicher kann ein Kipp-Punkt sich nicht eingravieren in die Wirklichkeit. Ein Bann ist gebrochen.

Vor dem Kippen, nach dem Kippen

Vor dem Kipp-Punkt: Eine Nymphenburgerin beklagt sich bitterlich darüber, was für „komische“ Leute auf den Flohmärkten in ihrem Münchner Villen-Stadtteil aufgetaucht seien: „Die sind mit ihren Autos durch die Straßen gefahren, haben aus dem Fenster geguckt, bei laufendem Motor. Solche Leute gibt es bei uns eigentlich gar nicht. Sehr unangenehm. Ich mache da nächstes Mal nicht mehr mit.“ Irgendwann lässt sie dann kurz aufblitzen, um was für „Leute“ da wortreich herumgeredet wurde – auf den Beifahrersitzen saßen „Frauen mit Kopftüchern“.

Allzu viele Zeitgenossen leben komplett in ihren medial gezüchteten und vor der Wirklichkeit verbarrikadierten Parallelwelten. So benennen sie zwar Eins und Eins, bekommen aber beim Zusammenzählen nicht Zwei heraus, weil das nicht herauskommen darf. Nicht wenige sind von politmedialen Mainstream-Narrativen realitätsvergessen indoktriniert und von dort gezüchteten Tabus paralysiert wie nach der Injektion eines Lähmungsgiftes.

Nach dem Kipp-Punkt: Am Abend der bayerischen Landtagswahl, noch vor Bekanntgabe der Prognose um 18 Uhr, schrie ein Gast eines Münchner In-Lokals – ausgerechnet in der Grünen-Hochburg Haidhausen, wo für die „Progressiven“ später 44 Prozent gemeldet werden sollten – ohne Hemmungen in die laue herbstliche Abendluft hinaus: „Dass die das nicht begreifen: 90 Prozent der Zuwanderer sind doch keine Asylanten, sondern Wirtschaftsmigranten!“

Bei immer mehr Menschen setzt eine Entgiftung ein, etwas löst sich. Die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, in die sich eine Mehrheit hat einsperren lassen, ist unverkennbar. Man traut sich wieder aus den Kerkern der Angst vor vermeintlich „falschen“ Meinungen hinaus in Offene. Den Leuten ist es weitgehend gleichgültig geworden, ob sie als „Nazis“ beschimpft werden, nachdem inzwischen jeder, der auch nur das Wort „Ausländer“ in den Mund nimmt, als solcher eingeordnet wird. Wo normalste Normalität delegitimiert werden soll, wird der obszön sich stets weiter steigernde Furor der Delegitimierer nicht mehr ernst genommen.

Genügend Menschen machen ihr Kreuz nun dort, wo sie wollen, wie in Hessen oder Bayern – und nicht da, wo sie sollen. Man redet wieder ohne Selbstzensur, das „Flüstern“ (Josef Kraus) ist selbstbewusstem Verlautbaren der eigenen Ansichten gewichen, auch oder gerade wenn diese vom Mainstream abweichen. Dieser hat seine Betreuungsfunktion der Massen eingebüßt, die ihm willenlos, ja geradezu gläubig alle Parolen unreflektiert nachgesprochen haben, getreu dem Motto „I support the current thing“. Es wird nicht länger herumgedruckst, sondern Ross und Reiter werden benannt.

Geisterfahrer sind immer die anderen

Wie reagiert der politmediale Komplex auf das unaufhaltsame Eindringen der Wirklichkeit in seine ideologisch hochgezüchtete Echokammer-Scheinwelt? Was hat dieses urbane Milieu der Erosion seiner lange unangefochtenen Deutungs- und Diskurs-Hoheit entgegenzusetzen? Wenig mehr als fassungslose Ungläubigkeit ob der wegschwimmenden Felle. Redaktionssitzung eines Magazins: 50 Prozent der Leserbriefe in der Lokalpresse“, so hört man Redakteure pikiert klagen, seien „inzwischen rechtsradikal“. Sie haben sich eingerichtet in ihrer Welt – und nun können sie nicht begreifen, dass sie einer Autosuggestion aufgesessen sind. Wahrscheinlich wird der Nicht-„Rechtsradikale“ auch dann noch alle für „rechtsradikal“ halten, wenn ihm 99 Prozent entgegenkommen – alles Geisterfahrer außer ihm.

Mehrmals sprach ich mit einem Freund darüber, dass der Lkw, der uns überfahren werde, von links heranrausche, während alle – angeleitet von den linken Gefährdern – ängstlich nach rechts starren, von wo alleine Gefahr drohe, was ich nicht nachvollziehen könne. Ungläubiges Staunen: „Aber Höcke ist doch gefährlich, der geht gar nicht.“ – „Was sagt er denn, was nicht geht?“ – „Das weiß ich jetzt nicht – aber er geht gar nicht.“ Monate später erneut das gleiche Spiel: Er hat immer noch nicht herausgefunden, was nicht geht, weiß aber, dass nicht geht, was er nicht benennen kann.

Alle Argumente bleiben gegen solche apodiktisch gesetzten Behauptungen, aufgeschnappt in der Parolenausgabestelle ARDZDF und reflexionslos nachgeplappert in der Art von Papageien, Schall und Rauch. Es ist dem politmedialen Komplex gelungen, zwei Magnete so aufzuladen, dass sie argumentfrei funktionierten: Ein Abstoßungsdruck diffamiert alles, was nicht linksgrün blinkt. Und ein Anziehungssog lässt alles attraktiv wirken, was linksgrün daherkommt. Ein Reiz-Reaktions-Schema.

Viele Chefredakteure kennen nur ein Thema. Egal, um was es geht: Sie schreien „Zukunft“ – und konkretisieren sich – Reiz-Reaktions-Schema – sofort selbst: „Klimaschutz!“ Interviewfragen, etwa „Wo brennt’s?“ an eine BUND-Naturschutz-Gruppe, brauchen nicht gestellt zu werden, weil die Redaktion die Antwort bereits kennt: „Klimakrise!“ Wobei, man darf nicht schwindeln, solche Redakteure haben stets noch ein zweites Thema: „Vielfalt!“

„Weiter so“ gegen die Schubumkehr

Diese Art Zeitgeist-Opportunisten klammern sich an den längst zertrümmerten und auf dem Meer herumdümpelnden Schiffsplanken ihres Ideologie-Wahns fest, dass es wahlweise zum Lachen, Weinen, Fremdschämen und bald auch zum Erbarmen ist. Dann kocht so eine Redaktion selbst nach dem Kipp-Punkt eben noch einmal in fast kindlichem Trotz nahezu alle Ingredienzien des Gifts auf, das den Lesern nun jahrelang injiziert wurde – ohne zu bemerken, dass es seine Lähmungswirkung längst eingebüßt hat.

Ein Fallbeispiel: Man bedient weiter hemmungslos Klimawahn und Energiewende-Propaganda. Man betreibt Migrationsverherrlichung nebst Willkommenskulturgedöns und lässt dreist die Mär von den Gastarbeitern erzählen, die Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut hätten. Man übt sich pflichtschuldigst in Ukraine-Vergötterung, wenn ein kleiner Lokalpolitiker verkünden darf: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen!“ Man wärmt mit inbrünstiger Corona- und Impf-Gläubigkeit die verdorbenen Publikationsreste von vorgestern auf. Und investiert weiterhin alle verfügbare „journalistische“ Energie in den gerechten „Kampf gegen Rechts“.

“Es ist dem politmedialen Komplex gelungen, zwei Magnete so aufzuladen, dass sie argumentfrei funktionieren: ein Abstoßungsdruck, ein Anziehungssog.”

Sie kapieren es einfach nicht im politmedialen Komplex: Alles halten sie für gesetzt, für unhinterfragbar – den „Klimaschutz“, die „Energiewende“, die „Willkommenskultur“, den „Rechtsextremismus“. Sie kapieren vor allem nicht, dass ihre Zeit abgelaufen ist. Sie verstehen nicht, dass ihre hohlen Floskeln schon überholt sind, wenn die Druckerschwärze noch nicht trocken ist. Sie wollen nicht begreifen, dass die woke Welt nur noch – wie immer schon – in ihren Köpfen existiert, dass niemand ihre moralinsaure Indoktrination mehr lesen will. Ein Gewährsmann erzählte jüngst, seine 16-jährige Tochter und deren Freunde würden „so was von abkotzen“ bei all den Dauerthemen des vermeintlichen Zeitgeistes, deren Penetranz sie nicht mehr ertragen könnten. Ähnliches berichten Lehrer, die täglich mit Jugendlichen dieser Altersschicht zu tun haben.

Ein weiterer Blattmacher: „Wenn 20 Prozent AfD wählen, dann ist jeder Fünfte, der einem in der Stadt begegnet, ein Nazi“. Seine Antwort auf die Frage, warum ein AfD-Wähler ein Nazi sein soll: „Also Weidel, Höcke, Chrupalla, das sind für mich schon Nazis.“ Warum? Schulterzucken. Das ist eben so. Der Mann ist wirtschaftsliberal, wachstumsorientiert, wesenskonservativ – würde man ihm einen Katalog gesellschaftspolitischer Sachthemen vorlegen, es würde sich zweifelsfrei erweisen, dass er auf den meisten Feldern keineswegs „grün“ ist. Was er aber gegen jede Faser des eigenen Wesens unbedingt sein will, weil er sich doch so gern all dem zugehörig fühlte, was der Zeitgeist als „progressiv“ bezeichnet.

Die Gerichtshöfe der Moral haben abgedankt

Nun sind die Maßstäbe neu justiert – korrekter formuliert: althergebrachte, einer Demokratie angemessene Maßstäbe haben sich wieder nach vorne gekämpft: In Cottbus beschlossen AfD und CDU, assistiert von der SPD, nur noch „das Mindestmaß an Geflüchteten“ aufzunehmen. „Ein Beispiel aus der kommunalen Realpolitik“ musste das die ARD-Tagesschau zerknirscht nennen. Wer immer noch „Brandmauer“ schreit, harrt auf verlorenem Posten aus.

Zuletzt haben sich die Zeichen gemehrt, dass die „Gerichtshöfe der Moral“ (Hermann Lübbe) nur noch auf tönernen Füßen stehen: Das Haberfeldtreiben des politmedialen Komplexes, beispielhaft durch eine Allianz von Grünen und Süddeutscher Zeitung gegen Hubert Aiwanger und seine Freien Wähler, ist kläglich gescheitert. Ein Kommentator bemerkte treffend, die Affäre habe allen Beteiligten geschadet – außer Aiwanger. Die inquisitorische Frage: „Was hatten Sie 1987 in Ihrer Schultasche“ verpuffte wirkungslos. Erstmals seit langem konnten die Moralisten ihren Anklagespruch nicht direkt in ein Urteil umwandeln, das dem Verurteilten die Ehrenrechte entzog. Dieses Scheitern, das den Machtverlust der Woken in grellem Licht offenbarte, wurde als Signal verstanden, sich offener als bisher gegen die moralhütende Machtelite anzusprechen. Sie tobt und zetert zwar noch, aber sie erzielt mit ihrem Geschrei keine Wirkung mehr, wie noch vor drei Jahren, als die Wahl eines thüringischen Ministerpräsidenten auf höhere Weisung („unverzeihlich“), aber auch nach Shitstorm und Gewaltandrohung durch den woken Twitter-Mob „rückgängig gemacht“ wurde.

Nun aber kippt es: Münchner Manager erleichtern ihre Seele beim Nobel-Italiener inmitten der grünen 44-Prozent-Hochburg Haidhausen: Man müsse sich nicht wundern, wie viele Stimmen die AfD bekomme. Denn: „Irgendwo hört’s auf“, wenn der Betrieb keine Weihnachtsfeier mehr ausrichte, weil dies Angehörige anderer Religionen stören könnte. Man sei „so tolerant“ – und dulde Pro-Hamas-Ausschreitungen auf unseren Straßen: „Das geht überhaupt nicht!“ In Köln stehe die größte Moschee, aber „versuch’ mal, eine katholische Kirche in Istanbul zu bauen“. Alles werde übertreiben: „politische Korrektheit, Gender …“

Der Kipp-Punkt: ein Zustand, in dem die Menschen wieder begonnen haben, frei zu atmen und offen zu ihrer Haltung zu stehen. Vollends auf dem Boden der Realität angekommen sind diese Zeitgenossen, wenn sie statt der Selbstvergewisserung, „von allem Rechten extremst weit weg“ zu sein, verstehen, dass ihre Ansichten nicht „rechts“, sondern der Wirklichkeit angemessen sind.

Was war der letzte Auslöser, der den Woken die Deutungshoheit entgleiten ließ? Am Wochenende des 7./8. Oktober fielen zwei Ereignisse zusammen, die vielen die Augen öffneten über die wahre Situation im Land: das Hamas-Massaker und die Landtagswahlen in Bayern und Hessen. Ersteres lockte in Deutschland Horden von Arabern auf die Straße, deren abschreckende Aggressivität beim Feiern bestialischer Morde plötzlich geballt sichtbar wurden. Ein Schock für viele, die sich nun nicht mehr wie bisher – „Der Islam gehört zu Deutschland!“ – das Problem importierter islamischer Gewalt nebst Antisemitismus schönreden können. Wer gegen Kritiker dieser Zustände immer noch den Vorwurf der „Islamophobie“ erhebt, dringt nicht mehr durch. Die woken Parolen funktionieren nicht mehr, auch deshalb, weil die Wahlen in Hessen und Bayern gezeigt haben, wie nackt der Kaiser dasteht: Die „Ampel“ wurde für ihre desaströse Politik so furchtbar abgestraft wie nie eine Bundesregierung zuvor. Zwei Fanale, die alle Schleusen öffneten.

“Die woken Parolen funktionieren nicht mehr, auch deshalb, weil die Wahlen in Hessen und Bayern gezeigt haben, wie nackt der Kaiser dasteht.”

Ein reinigendes Gewitter ist in vollem Gang, eine Wende in den Wahrnehmungen deutlich spürbar: aus der Realitätsflucht zurück in die ungeschminkte Wirklichkeit. Ein sozialpsychologischer Gesundungsprozess setzt ein. Die Menschen fangen wieder an, ihren natürlichen Empfindungen zu vertrauen. Woke Tabu-Zonen, mit denen lange jede Diskussion im Keim erstickt wurde, werden geradezu gestürmt – sogar die „Leitkultur“ der Neunzigerjahre ist zurück auf der Agenda. Die Angst vor Sanktionen, die viele gelähmt hatte, nimmt ab. Kontaktschuldkonstruktionen greifen nicht mehr.

Die Mainstream-Medien kippen mit

Fortan wird man beobachten können, wie die Qualitätsmedien reagieren werden, da das Kippen nicht mehr zu leugnen ist, die Kippenden nicht mehr als Parias aus dem Diskurs ausgeschlossen werden können und ihre unliebsamen Themen unzensierbar oben auf der Agenda festgezurrt sind. Der „Mainstream“ wird sein hohes Ross der moralischen Überheblichkeit verlassen und vom Ideologie-Olymp in die Niederungen der Wirklichkeit herabsteigen müssen, weil diese ihn – wie von vielen vorhergesagt – dazu zwingt.

Das erste Lüftchen der Winds of Change hat man offenbar schon in der Nase. So empfiehlt beispielsweise das Verlautbarungsorgan der ultra-woken Kulturschickeria an der Isar, „in münchen“, in seiner November-Ausgabe Michael Köhlmeiers Hörbuch „Das Schöne“. Im Hörbuch wettert der Autor gegen die „woke Abwertungsformel ‚Alter weißer Mann’“. Statt Köhlmeier dafür zu canceln, bestätigt ihn der Rezensent: „Über alte weiße Männer lässt sich mit Sicherheit nur eines sagen: Sie sind alte weiße Männer.“ Denn es sei schon rein statistisch unmöglich, „dass sich aus diesen biologischen Merkmalen kausal auf Einstellungsmerkmale wie antisemitisch, homophob, rassistisch, sexistisch etc. deduzieren lässt“.

Da beginnen offenbar zaghafte taktische Kurskorrekturen bei jenen, die sich als „pünktliche Bratenriecher“ (Michael Klonovsky) für die Zeit danach zu positionieren gedenken. Die Politik macht‘s ihnen vor. Sigmar Gabriel, der 2015 den „Refugees-Welcome“-Button im Bundestag trug und Leute, die das anders sahen, als „Pack“ beschimpfte, sagt heute wörtlich: „Wir lagen damals falsch“. Die Größe eines derart klaren Fehlereingeständnisses, wie der ehemalige SPD-Chef es sich abgerungen hat, wird man bei den „Qualitätsmedien“ hierzulande allerdings eher nicht erwarten dürfen. Das haben schon ihre windelweichen Rückzugsgefechte vom Corona-Wahn überdeutlich gezeigt.

Doch die Schlacht ums Bewusstsein ist gewonnen. Roland Tichy erklärt, was nun alles wieder gesagt werden darf, „Grenze“ etwa oder „Abschiebung“. Viel wichtiger aber ist, was Publizisten wie er erzwungen haben: Politiker des Establishments müssen die Begriffe, die sie erfolgreich verfemt hatten, nun selbst wieder in den Mund nehmen. Die Schubumkehr ist geschafft: Nicht mehr die Dissidenten stehen mit dem Rücken zur Wand, sondern die Mächtigen. Ihnen muss nun die Moralkeule endgültig aus der Hand geschlagen werden. Die Bewegung der „Erweckten“ gehört entmachtet und marginalisiert.

Ist das erreicht, kommt die Stunde der drei „R“: Realpolitik, Rollback und Re-Normalisierung.