Die weißen Lacklederschuhe mit den spiegelnd polierten schwarzen Spitzen sind aus Ungarn, handgenäht. Die schwarze Krawatte, passend zum nicht dezenten Nadelstreifenanzug, zieren zwei goldene Broschen mit Hufeisenmotiven. Auch der Siegelring an der linken Hand zeigt golden einen Pferdekopf. Den Aufzug hat Emil Weiss (83) nicht für den Fotografen gewählt. Er kleidet sich einfach gern elegant – und standesgemäß. (Hier weiterlesen)

Das ist der Anfang meines Porträts „Ein deutsches Zigeunerleben – Emil Weiss“ aus dem Jahr 2011. Ich habe es wieder hervorgekramt, weil es so gut zu SoSos Blogaktion #Schattenklänge passt und ich gerade keine Zeit für einen neuen Beitrag habe. Ihre Idee ist ebenso kreativ wie sozial: eine kollektive Publikation von Bloggenden und Nichtbloggenden (Oh my God, ich kann endlich diskriminierungsfrei gendern!), deren Erlös Menschen am Rand der Gesellschaft zugute kommt. Da bin ich doch gern dabei.

Die Situation der Sinti – oder eben, O-Ton Weiss: Zigeuner –  am Georgswerder Ring hat sich in den vergangenen sieben Jahren gar nicht so grundlegend verändert. Und Emil Weiss scheint überhaupt nicht gealtert zu sein. Das macht dann neun Lebensjahrzehnte mittlerweile. Respekt!

Emil Weiss, 2011