Für Spiegel Online habe ich jetzt noch einmal in Kurzform protokolliert, was der Hamburger Gymnasialleiter Ruben Herzberg mir zuvor in einem langen Blog-Interview geschildert hat: wie der Herausforderung des massiven Flüchtlings- und Migrantenzustroms nach Deutschland wenigstens im schulischen Bereich konstruktiv begegnet werden kann. Das staatliche Ganztagsgymnasium Klosterschule im zentralen, multi-ethnischen Stadtteil St. Georg ist dabei Schauplatz eines Miteinanders scheinbar gegensätzlicher Kulturen (Herzberg ist Jude, die meisten Flüchtlings-/Migrantenkinder und ihre Familien sind Muslime, die Klosterschule – auf die auch meine Kinder gehen – ist „religionsneutral“).
Ich freue mich, dass Herzberg für seine Aussagen bei Spiegel Online zahlreiche zustimmende Reaktionen von Chicago bis Dubai erhielt. Da zeigt sich, was für ein eindrucksvolles Netzwerk aus Alumni und Wohlmeinenden die von ihm seit über 20 Jahren geführte Schule weit über Grenzen hinaus gewoben hat.
Auch hoffe ich von Herzen, dass sein ebenso pragmatischer wie empathischer Ansatz einer multikulturellen Schule weiter Früchte trägt und nicht von den Folgen der nach wie vor chaotisch-planlosen deutschen Migrationspolitik überrollt wird.
Doch was an der Schule vermittelt werden kann, ist nur der Anfang vom Anfang der „Integration“. Wie werden die zugewanderten Schulkinder in ihren Familien, Gemeinschaften und auf ihrem weiteren Weg geprägt? Wie wird sich ihre Präsenz auf diese Gesellschaft auswirken? Welche Haltung in Bezug auf ihre neue (zeitweilige?) Heimat und deren traditionelles Wertesystem werden sie entwickeln?
Das alles hängt von unzähligen weiteren Faktoren ab – allen voran die Frage, wie viele noch kommen werden. Vor den Schultoren enden jedenfalls die Einflussmöglichkeiten eines Ruben Herzberg und seines Kollegiums. Was die Bemühungen anderer Aktivisten seines Kalibers um ein positives Zusammenleben auf anderen Gebieten nicht schmälern soll.
Aus Sorge über die vielfach bedrohlichen Auswirkungen ungesteuerter Masseneinwanderung habe ich nach Merkels beispielloser Global-Einladung im Sommer 2015 eine Reihe skeptischer Blogbeiträge verfasst. Damals, im irren September, waren von den (linksliberalen) Mainstream-Medien über die Wirtschaft und die Politik bis zu den Kirchen und Gewerkschaften alle meinungsprägenden Institutionen geradezu einer Flüchtlings-Euphorie verfallen. Jedes Warnen vor den Gefahren plan- und grenzenloser Zuwanderung wurde von ihnen mit schweren Ausgrenzungs-Strafen belegt.
Heute, ein Jahr danach, sind wir immerhin so weit, dass Herzberg sogar im Spiegel die Spannungsfelder der neu herbeigeführten gesellschaftlichen Situation wenigstens anreißen darf.
Ein hoffnungsvolles, wenn auch spätes Zeichen.