Und in 200 Jahren?

Dies ist der Überrest eines von 40 „Schieberhäusern“ der Trinkwasser-Filtrieranlage auf der Hamburger Elbinsel Kaltehofe. Die Anlage wurde 1893 eröffnet und erstreckte sich mit ihren Bauwerken und Wasserbecken fast über die gesamte Insel. Sie diente der hygienischen Trinkwasserversorgung der stark wachsenden Großstadt und stellte 12.000 Tonnen gereinigtes Elbwasser pro Tag bereit (1990 wurde sie von den Hamburger Wasserwerken außer Dienst gestellt).

Allerdings kam sie etwas spät. Nur ein Jahr zuvor, 1892, hatte eine Cholera-Epidemie in den berüchtigten Gängevierteln fast 9000 Menschen – Proletarier, Hafenarbeiter und ihre Familien – das Leben gekostet. Die lichtlosen, unbeheizten und übervölkerten Gängeviertel waren aus Kostengründen nicht an das Trinkwassernetz der Hansestadt angeschlossen. Laut Wikipedia urteilte der Mediziner Ferdinand Hueppe im Jahr nach der Inbetriebnahme von Kaltehofe:

Die Ratsherren der reichen Hansestadt, die nur an Profit dachten, deren Blicke immer nach draußen, aufs Meer und übers Meer gerichtet waren, hatten keine Zeit zum Nachdenken über die Notwendigkeit hygienischer Maßnahmen, trotzdem bereits 1873 die Reinigung des verschmutzten Elbwassers durch Sandfiltration gefordert worden war.

Wir leben heute natürlich in ganz anderen Zeiten. Korruption, Raffgier und Borniertheit der so genannten Eliten sind seit genau 119 Jahren komplett ausgestorben. Im Hintergrund des Bildes oben ist – in architektonisch reizvollem Kontrast – das 1993 eröffnete Vattenfall-Kombikraftwerk Tiefstack zu sehen, das auch uns Plebejer aus den ärmeren Vierteln anstandslos mit Wärme und Strom mitversorgt. Und wir werden dafür vom Monopolisten nicht einmal sehr viel mehr ausgenommen als unbedingt notwendig.

Die „Wasserkunst Kaltehofe“ einschließlich eines Hygienemuseums und eines sehr angenehmen Cafés kann man übrigens besichtigen und wie einen Wasserpark erwandern – ein Muss für Fotoamateure.