In einem Krieg, der die Welt ins Chaos zu stürzen droht, sollte es ganz normal sein, die Führer beider Seiten zu befragen. Nur so wird der Propagandanebel durchdrungen. Doch nicht CNN, ARD oder ZDF führen ein Gespräch mit Putin, sondern der von FOX News gefeuerte „Verschwörungstheoretiker“ Tucker Carlson. Den anderen bleibt nur Framing und Zensur.

Tucker Carlson – für diejenigen, die ihn noch nicht kennen – ist für die konservative Hälfte der USA eine lebende Legende des amerikanischen Fernsehjournalismus. Wie Trump aus dem TV-Entertainment kommend, hat er sich als Interviewer so gut wie aller Delikte schuldig gemacht, die für die woke Wikipedia zu den Todsünden eines Medienmachers zählen: „Er verbreitete Verschwörungstheorien“, weiß das Wahrheitslexikon, „über Themen wie Einwanderung, die Corona-Pandemie, Besuche von Außerirdischen, den Sturm auf das Kapitol sowie den Ukraine-Krieg, bei dem er Behauptungen der russischen Propaganda übernahm.“

Nun, dann dürfte Tucker der Richtige sein, um den Dunklen Lord Wladimir „in Kürze“ auch einmal persönlich zu interviewen. Die Inquisitoren von Spiegel TV oder Correctiv scheinen es ja seit zwei Jahren nicht so eilig zu haben, Putin die Propagandamaske im persönlichen Schlagabtausch vom Gesicht zu reißen.

Verwirrend nur, dass Carlsons Begründung für sein One-on-One im oben anklickbaren Video nicht diabolisch, sondern verdächtig nach gesundem Menschen- und Journalstenverstand klingt. TWASBO hat sie zur Dokumentation im Folgenden auf Deutsch übersetzt. Die Spannung steigt: Nicht, dass der Anwalt des Teufels am Ende noch den Qualitätsjournalisten zeigt, wie das ursprünglich gemeint war mit der unerschrockenen Berichterstattung auf der Suche nach der Wahrheit. Legen Sie das Popcorn schon mal bereit!


„Wir sind heute Abend in Moskau. Wir sind hier, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu interviewen. Das werden wir in Kürze tun. Offensichtlich gibt es Risiken, wenn man ein solches Interview führt. Also haben wir mehrere Monate lang gründlich darüber nachgedacht. Dies sind unsere Gründe:

Erstens ist es unser Job. Wir machen Journalismus. Es ist unsere Pflicht, Menschen zu informieren. Nach zwei Jahren eines Krieges, der die gesamte Welt verändert, sind die meisten Amerikaner nicht informiert. Sie haben keine wirkliche Vorstellung davon, was in dieser Region vor sich geht – hier in Russland oder tausend Kilometer entfernt in der Ukraine. Aber sie sollten darüber Bescheid wissen. Sie bezahlen einen Großteil davon, in einer Art und Weise, die sich ihnen bislang noch nicht in vollem Umfang erschließen könnte.

Der Krieg in der Ukraine ist ein humanitäres Desaster. Er hat Hunderttausende Menschen das Leben gekostet, eine ganze Generation junger Ukrainer. Er hat das größte Land Europas entvölkert. Aber die Langzeitfolgen sind noch tiefgreifender: Dieser Krieg, ebenso wie die auf seinen Ausbruch folgenden Sanktionen, hat die weltweiten Militär- und Handelsbündnisse fundamental umgestaltet. Und in Summe haben sie die Weltwirtschaft aus den Angeln gehoben.

Die Nachkriegs-Wirtschaftsordnung seit Ende des Zweiten Weltkriegs, ein System, das dem Westen mehr als 80 Jahre lang Wohlstand garantiert hat, bricht sehr schnell in sich zusammen, und mit ihr die Dominanz des US-Dollars. Dies sind keine kleinen Veränderungen, sondern Entwicklungen, die den Lauf der Geschichte verändern. Sie werden das Leben unserer Enkelkinder bestimmen. Der größte Teil der Welt versteht das sehr gut, die Menschen verstehen es – fragen Sie irgendjemanden in Asien oder im Nahen Osten, wie die Zukunft aussehen wird.

Doch die Bevölkerungen der angelsächsischen Nationen scheinen überwiegend ahnungslos zu sein. Sie glauben, dass sich gar nichts wirklich verändert hat. Und sie glauben es deshalb, weil ihnen niemand die Wahrheit gesagt hat. Ihre Medien sind korrupt. Sie belügen die Leser und Zuschauer, und zwar überwiegend durch Weglassen. Seit dem ersten Tag des Krieges in der Ukraine beispielsweise haben die amerikanischen Medien mit unzähligen Ukrainern gesprochen, und sie haben unzählige Interviews mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj geführt. Wir selbst haben eine Anfrage für ein Interview bei Selenskyj eingereicht, und wir hoffen, dass er zustimmt. Aber die Interviews, die in den USA bereits gelaufen sind, sind keine Interviews im klassischen Sinn. Es sind schwärmerische Agitationsveranstaltungen, speziell dafür konstruiert, Selenskyjs Forderung zu verbreiten, dass die USA tiefer in diesen Krieg in Osteuropa einsteigt und das auch bezahlt.

Das ist kein Journalismus. Es ist Regierungspropaganda, Propaganda der hässlichsten Sorte, nämlich jener, die Menschen tötet. Gleichzeitig, während unsere Politiker und Medien einen ausländischen Staatsmann anpriesen, als ob er eine Verbrauchermarke wäre, hielt es nicht ein einziger westlicher Journalist für nötig, den Präsidenten der anderen Nation zu interviewen, die in diesen Konflikt verwickelt ist: Wladimir Putin. Die meisten Amerikaner haben keine Ahnung, warum Putin in die Ukraine einmarschiert ist oder was jetzt seine Ziele sind. Sie haben seine Stimme nie gehört.

Das ist falsch. Die Amerikaner haben ein Recht, alles Wissenswerte über einen Krieg zu erfahren, in dem sie eine Rolle spielen. Und wir haben das Recht, es ihnen zu berichten, denn auch wir sind Amerikaner. Die Meinungsfreiheit ist unser angeborenes Recht. Wir sind mit dem Recht geboren, zu sagen, was wir für richtig halten. Dieses Recht können sie uns nicht nehmen – egal, wer gerade im Weißen Haus regiert. Aber sie versuchen es trotzdem. Vor fast drei Jahren wertete die Biden-Regierung illegalerweise unsere privaten Text-Nachrichten aus und steckte deren Inhalte dann ihren Lakaien in den Medien durch. Das taten sie, um ein damals von uns geplantes Putin-Interview zu verhindern. Wir glauben, dass sie genau dasselbe vor einem Monat erneut getan haben, aber diesmal sind wir trotzdem nach Moskau gekommen.

Wir sind nicht hier, weil wir Wladimir Putin lieben. Wir sind hier, weil wir die Vereinigten Staaten lieben und weil wir wollen, dass sie prosperieren und frei bleiben. Wir haben diese Reise selbst bezahlt und kein Geld von irgendeiner Regierung oder Gruppe genommen. Auch lassen wir die Leute nicht dafür bezahlen, das Interview zu sehen. Es ist nicht hinter einer Bezahlschranke. Jeder kann das ganze Ding live aufgezeichnet und unredigiert auf unserer Webseite sehen. Verdienstvollerweise hat Elon Musk versprochen, das Interview nicht zu zensieren oder zu blockieren, wenn wir es auf seiner eigenen Plattform, X, posten, und dafür sind wir ihm dankbar.

Im Gegensatz dazu werden westliche Regierungen ihr Bestes tun, um dieses Video auf anderen, weniger prinzipientreuen Plattformen zu zensieren. Denn das ist nun einmal, was sie tun. Sie haben Angst vor Informationen, die sie nicht kontrollieren. Aber Sie haben keinen Grund, Angst davor zu haben: Wir ermuntern Sie nicht gutzuheißen, was auch immer Putin in diesem Interview sagen wird. Aber wir appellieren an Sie, es sich anzusehen. Sie sollten so viel wissen wie nur möglich. Und dann – als ein freier Bürger, nicht als ein Sklave – können Sie für sich selbst entscheiden. Danke!“


Nachtrag, Donnerstag, 8. Februar (jetzt mit Uhrzeit-Korrektur): Das Tucker-Putin-Interview geht nach deutscher Zeit um null Uhr am 9. Februar on air.

Die Gegner von Demokratie und Informationsfreiheit urteilen schon jetzt unbesehen, Carlson werde Putin als „nützlicher Idiot“ eine kostenlose Propagandabühne im Westen bieten – weshalb sie ja auch in einem Land mit „Pressefreiheit“ den Empfang der russischen News-Plattform RT unterdrücken.

Dabei unterschlagen die Gegner der Demokratie zweierlei: Erstens halten sie es offenbar aus Erfahrung mit den von ihnen präferierten Journalisten gar nicht mehr für möglich, dass ein Interviewer nicht nur brav Programmpunkte seines Gegenübers abfragt, sondern kritisch nachhakt und seinerseits unangenehme Themen und Wahrheiten anspricht. Es wird darauf ankommen, ob Tucker dies versucht und ob es ihm gelingt.

Zweitens halten die Gegner der Demokratie es offenbar für unnötig, Standpunkte der Gegenseite überhaupt zu verstehen – was ja nicht heißt, dass man sie auch befürworten muss. Hätten sich die Vorgänger der CIA nicht intensiv bemüht, Hitlers Psychologie zu verstehen, wer weiß, wie lange der Zweite Weltkrieg noch gedauert hätte. Wer sich selbst – oder „seine“ Seite – freiwillig von wichtigen Informationen abschließt, ist allenfalls selbst ein „nützlicher Idiot“.


Der ehemalige UN-Waffeninspektor und heutige Publizist Scott Ritter hat zur Kernschmelze im Lager des woken Establishments wegen des „Landesverräters“ Tucker Carlson alles Notwendige geschrieben. Er hat es in so eleganten Worten getan, dass auch daraus in deutscher Übersetzung zitiert werden soll:

„Es scheint, dass jede maßgebende Persönlichkeit in den Mainstream-Medien ihren Senf zu dieser Angelegenheit gegeben hat, und dass sie alle einstimmig Tucker dafür verdammen, außerhalb seiner „Spur“ zu fahren. Nein, es scheint, das Recht auf ein Interview mit Wladimir Putin gebührt offenbar nur den wenigen Auserwählten, den selbsternannten Wächtern jenes Tors, das alle für die Öffentlichkeit geeigneten Informationen erst passieren müssen.

Tucker wurde zudem von einer Klasse der politischen Eliten verteufelt, die gemeinsam mit ihren gleichgesinnten Komplizen in den Mainstream-Medien dafür verantwortlich ist, die Köpfe der Durchschnitts-Amerikaner mit dem Unfug der Russenangst infiziert zu haben. Als Strafe für Tuckers Sünde haben diese Eliten dazu aufgerufen, ihn zu exkommunizieren – seinen Pass zu konfiszieren, seine Reisefreiheit zu beschneiden und sogar, ihn strafrechtlich zu verfolgen.

Diese amerikanischen Eliten sind verrückt geworden. Die Arroganz ihrer Annahme, dass sie als eine Art moralische und ethische Polizei mit außerhalb der Verfassung liegenden Vollmachten ausgestattet seien, die zur Bestrafung der freien Rede dienen, wenn ihr Inhalt dem offiziellen Narrativ nicht länger zuträglich ist; dieser Arroganz kommt nur noch diejenige gleich, mit der sie kollektiv die Verfassung ignorieren, wenn es um die Redefreiheit geht.

Ihre Verhaltensweise ist die Verkörperung un-amerikanischer Aktivitäten, doch diese Ironie entgeht ihnen, während sie Tucker Carlsons Patriotismus attackieren, weil er die Chuzspe hat, der vielleicht wichtigsten Stimme zum riskantesten Thema unserer Zeit eine Plattform zu geben. Mehr noch: Die Dummheit dieser Eliten ist gehirnerweichend. (…) Tucker Carlson hat kein Verbrechen begangen. Wenn jemand mit seinem Verhalten nicht einverstanden ist, oder – sobald das Interview mit dem russischen Präsdenten öffentlich gemacht wurde– mit seinen Worten (oder denen von Präsident Putin), dann steht es demjenigen frei, die Fehler von Tucker, Putin oder beiden aufzuzeigen.“

So weit Scott Ritter. Und nun, Bürger, befolge die Worte einer umstrittenen Boulevardzeitung: Bild dir deine Meinung!