Unsere Welt ist klein geworden. So klein wie eine Gummizelle: gut gepolstert, ausbruchssicher, überfüllt. Ein Elektroschock am einen Ende pflanzt sich bis zu den Insassen am anderen Ende fort. Und wir stecken mittendrin – woran TWASBO in dieser Reihe erinnert.

Brainstorming in der Zentrale von McDonald’s, Oak Brook (Illinois): „Für die Crazy Krauts aus Germany brauchen wir zum Thema Recycling und Nachhaltigkeit ein Reklameplakat, das der Landeskultur schmeichelt. Anyone?“
Die Praktikantin mit dem Diplom in Creative Writing meldet sich aufgeregt und ruft: „Deutschland? Das ist doch das Land der Dichter und Denker! Thomas Mann, Ernst Jünger, Frank-Walter Steinmeier! Da machen wir irgendwas mit Buch!“

Und so geschah es. Es stimmt mich leicht wehmütig, dass ihre Idee etwa zwanzig Jahre zu spät kam, um im Lande noch verstanden zu werden. Doch was in dem Moment niemand ahnen konnte und einer der merkwürdigsten Zufälle in der Geschichte der Galaxis ist: Ausgerechnet aus dem abgebildeten Pappbecher wurden die ersten Seiten der Neuauflage von Orwells „1984“, auf denen heute das Vorwort des Kinderbuchautors R. Habeck gedruckt steht.

Apropos Müll:

In einer kapitalistischen Wegwerfgesellschaft kommt mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks immer wieder der Punkt, an dem sich die Menschen mit dem jeweils letzten heißen Scheiß zu Tode gefüttert fühlen. Dann, wenn ihnen das süße Gift vor lauter Übersättigung den Magen umzudrehen droht, entsorgen sie den ganzen Schamott in einem Akt der Selbstreinigung – bis die nächste klebrige Versuchung aus den Laboren der Glücksgefühlsindustrie in die Märkte gedrückt wird.

Beim Aktualisieren der unendlichen Serie „Haltungsturnen in der woken Welt des britischen Guardian“ habe ich zuletzt ein wenig geschlampt. Kann auch sein, dass ich einfach nicht mehr hinterhergekommen bin. Aber das holen wir heute mit zwei Monaten Verspätung nach! Wenn nämlich ein Weißer am liebsten Weiße datet, dann muss man schon mal genauer hinsehen. Aber es ist mitnichten ein aggresiver Vorwurf, den eine angeblich real existierende schwarze Anonyma da im Guardian-Kummerkasten „für alle zu Alltagsfragen rund um das Thema Rasse“ platziert hat. Vielmehr ein von Herzen kommendes und völlig selbstloses Hilfsangebot an den dummen weißen Mann, seine Charakterschwäche zu erkennen: „Wie kann ich meinem weißen Freund helfen zu verstehen, dass seine Dating-Präferenzen rassistisch sind?“ Dieser Mann ist aber auch übel verblendet: „Wieso kapiert er nicht, dass er sich nur deshalb zu weißen Frauen hingezogen fühlt, weil die Gesellschaft ihm das so einflüstert?“

Zu jedem verzweifelten Kummerkastenleserinnenbrief gehört eine einfühlsame Kummerkastentantenantwort. Kolumnistin Sisonke Msimang lässt sich denn auch nicht lumpen: „Die viel wichtigere Frage ist doch, ob deine Werte und seine überhaupt noch zusammenpassen.“ Der Junge zeige doch sicher auch auf anderen Gebieten sein rassistisches Gesicht. Mit anderen Worten: Beende diese platonische Freundschaft mit einem Weißen, der einfach nur sexuell nichts von dir will, aber bis heute gern dein platonischer Freund ist! Nur so lernen diese Rassisten nämlich ihre Lektion.

Die deutsche Bank warnt:

Keine Angst, werden Sie natürlich nicht! Sie lesen ja zum Glück das richtige Magazin und werden vielmehr bei lebendigem Leib erblühen.

Ratzeburg (Schleswig-Holstein) liegt am Ufer des malerischen Schaalsees. An diesem Ufer eröffnete die Stadtverwaltung irgendwann im vergangenen Jahrhundert ein kommunales Hallenbad aus Sichtbeton. An der Fassade wurde feierlich eine Bronzeplakette mit folgender Inschrift enthüllt: Der Verein zur Förderung eines Hallenschwimmbades hat den Bau dieses Hauses entscheidend unterstützt. Es soll den Bürgern dieser Stadt und ihren Gästen eine Stätte der Ertüchtigung und der Freude sein.

Die Plakette ist verwittert und kaum noch lesbar. Das Kommunalbad ist seit Jahren geschlossen. Heute beherbergt das geräumige Gebäude die örtliche „Tafel“ zur Lebensmittelversorgung bedürftiger Personen. Improvisierte Bekanntmachungen in deutscher, ukrainischer und arabischer Sprache tapezieren die Fensterfronten. Wie man hört, ist auch das Weiterbestehen der „Tafel“ gefährdert, da es zu wenige Lebensmittelspenden für zu viele Bedürftige gibt. Wie fast überall in deutschen Städten.

Vielleicht könnte Ratzeburg die moderne Ruine dann als nächstes an eine der zahlreichen neuen Bundesstiftungen oder NGOs vermieten. Die wiederum erhielte damit einen angemessenen historischen Rahmen für die steuerfinanzierte Dauerausstellung „Nieder- und Untergang des Grünen Reiches“.

Zum guten Schluss und besseren Ende: Eine Künstliche Intelligenz erzählt einen Witz. Wenn Sie jemals Angst vor „KI“ hatten, schauen Sie sich das hier an, danach geht es wieder. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass ich mich jedes einzelne Mal völlig unbekifft auf dem Boden wälze vor Lachen, aber es ist jedenfalls nicht die Pointe des Witzes. Eher schon, dass ich die sich aufbauende Spannung nicht ertrage. Oder wie „sie“ da so völlig unmotiviert mit den toten Augen rollt. Oder der unsichtbare britische Wissenschaftler, der beim Dialog mit seinem Geschöpf kurz davor scheint, die Fassung zu verlieren. Wie auch immer: großes Kino!