Im Leben, aber auch bei TWASBO prallen die Meinungen gelegentlich aufeinander. Also lassen wir Sie daran teilhaben. Der aktuelle Streitfall: Elon Musks politische Interventionen heben die westliche Welt aus den Angeln und erschüttern auch Deutschland. Fluch oder Segen – diskutieren wir es aus!


Schmid:

Elon Musk ist ein gar nicht hoch genug einzuschätzender Game Changer. Er erwirbt Twitter, befreit den Nachrichtendienst aus dem Klammergriff der Wokeness, lässt mit den Twitter-Files eine Bombe platzen, die tief blicken lässt in die Abgründe des Deep State – und (mit Abstand am bedeutendsten) er demokratisiert Twitter so, wie er es versprochen hat. Damit macht er nichts weniger als Weltpolitik. Mit diesem Megaphon, das er X nennt, bringt er verkrustete Verhältnisse zum Tanzen: Musks „all in“-Bekenntnis zu Donald Trump war ein wesentlicher Baustein für dessen Triumphzug. Dass er die deutsche (Brand)Mauer gerade zu Staub zerbröselt, indem er etwas so Simples tut wie öffentlich klarzustellen, dass es ein parteigewordene Alternative zur staatsgemachten Katastrophe im Land gibt, ist ein kongenialer Schachzug, dem die linksgrüne Empörungsindustrie trotz ihrer haushohen Feldüberlegenheit nichts entgegenzusetzen hat außer hysterischem Geheul. Und in Großbritannien war ebenfalls das Eingreifen Musks erforderlich, um den lange verschleierten Mega-Skandal von Massenvergewaltigungen durch migrantische Grooming-Gangs ans Licht zu bringen. Wie gesagt: Musk bewegt die Welt. Und ich sehe nicht, dass er es in die falsche Richtung tut.


Driesen:

Ich gebe zu, Kollege: Es fühlt sich zunächst richtig gut an, wie Musk das etablierte Polit-Kartell über seine Stöckchen und Klingen springen lässt. Vor allem die Dreistigkeit, einfach mal die AfD als einzige Kraft zu bewerben, die dieses Land noch retten kann, und dann den Meltdown von Steinmeier & Co. zu beobachten, war großes, schadenfrohes Popkorn-Kino. Aber leider kann ich trotzdem nicht vergessen, dass Musk der reichste Mann der Welt ist. Das wird und bleibt man nur auf eine einzige Weise, und zwar ohne Ausnahme in der Weltgeschichte. Doch bevor ich zu seinen Machtinteressen komme: Nein, X bzw. Twitter wurde von ihm nicht „demokratisiert“. Es sei denn, Du meinst mit Demokratie die Zweiklassengesellschaft der zahlenden – und digital ID-Geprüften – X-Kunden und der mittellosen Nobodies. Für letztere gilt bei Musk: Freedom of speech, not freedom of reach. Das ist übrigens das Mantra der von ihm im Jahr 2023 ernannten X-Vorstandschefin, Linda Yaccarino, die eng mit WEF und Biden-Regierung verbandelt war. Ebenso wie Nichtzahler werden unter ihrem Regime auch Menschen „de-amplified“, also reichweiten-begrenzt, die sich „lawful, but awful“ äußern. Und das erinnert alles zunehmend an die Willkürherrschaft der Kulturmarxisten, als sie noch Twitter kontrollierten.. 


Schmid:

Warum Reichtum ein Hinderungsgrund sein soll, das Richtige zu tun, erschließt sich mir nicht. Und für die Vermutung, Musk würde auf X ein Regime errichten, das auch nur im Entferntesten dem gleicht, was sich zuvor auf Twitter ausgetobt hat an extremster Einseitigkeit in der Akzeptanz von Meinungen, dazu bräuchte es konkrete Belege. Nur ein paar Fragen in dieser Sache: Zensiert Musk radikal ihm politisch unliebsame Tweets? Werden X-Nutzer gesperrt, wenn sie etwas posten, was nicht in Musks Weltbild passt? Schließlich: Darf man Musk persönlich ohne Konsequenzen auf seiner eigenen Plattform kritisieren? Die Fortschritte hin zu einem wesentlich offeneren Debattenraum sind doch unübersehbar..


Driesen:

Ich möchte hierzu lieber jemandem das Wort überlassen, der Twitter / X sehr viel genauer beobachtet hat als ich: dem in Berlin lebenden US-Bühnenautor und Essayisten CJ Hopkins. Er weiß aus erster Hand das eine oder andere über politische Verfolgung und über die Methoden der Mächtigen, ihre Macht abzusichern. Hopkins, ein Altlinker, hält den derzeitigen Personenkult um Musk und übrigens auch Trump für eine „doppelte Psy-Op“: Beide seien im Grunde eiskalt kalkulierende Geschäftsleute, die als Zielgruppe nicht waschmittelkaufende Hausfrauen, sondern die stattliche Minderheit der Dissidenten in der woken Ära maximal zu melken gedenken. Was Musk angeht, so sei er nur das Aushängeschild einer hundertköpfigen „globalistischen Kabale“. Diese Gruppe von diskret im Hintergrund bleibenden Superreichen nämlich sei es in Wahrheit, die X gekauft habe – darunter bekannte „Heuschrecken“-Investmentfonds und Silicon-Valley-Größen. Mit anderen Worten: ein Stelldichein der US-Turbokapitalisten. Die vielleicht einfach zu dem Schluss gekommen sind, dass man eine potenziell gefährliche Klientel in harmlose Bahnen lenken kann, indem man sie mit „Meinungsfreiheit“ umgarnt – und ihnen auch gleich noch politisch genehme Spitzenpolitiker andient.


Schmid:

Als Wokeness-Kritiker fühle ich mich weder von Trump noch von Musk „gemolken“. (Als notorischen Nicht-Nutzer von X würde Musk mich auch schlecht melken können.) Wo Hopkins Musk als globalistische Heuschrecke schmäht, kann man in Sekunden­schnelle im Internet weitere Anklagen gegen ihn finden. So etwa jene von Steve Bannon, der Musk unterstellt, „seine Meister in Peking“ zu haben. Welcher dieser Verschwörungstheorien wollen wir glauben? Wäre es nicht schlauer, alle Vermutungen mal für einen Moment hintenan zu stellen, und zu beobachten, was passiert? Musk ist nun Teil von Trumps Regierungsmannschaft, als beratender Leiter eines neuen Department of Government Efficiency, heißt: Bürokratieabbau nach Mileis Vorbild. Dass alle „Linksliberalen“ sich daran abarbeiten, wundert mich nicht, geht es doch ihrem aufgeblähten Selbstbedienungsapparat an den Kragen.

Wenn aber Kritiker der Missstände, die eine woke Regierung angerichtet hat, die Trump zum Wahlsieg geführt haben und nun unter anderem von Musk behoben werden sollen, nun schon vor Amtsantritt der neuen Regierung nichts als Haare in der Suppe sehen können, bin ich doch sehr verdutzt. Was will eigentlich jemand, der das eine nicht gut findet und der Alternative dazu nicht einmal eine Chance gibt zu scheitern? Grundsätzlich verstehe ich nicht, warum viele Dissidenten, die bis vor kurzem mit dem Rücken zur Wand gestanden sind und kaum Spielraum hatten, dem Luft abschneidenden Zugriff der Selbstgerechten zu entkommen, nun ausge­rechnet demjenigen, der spürbar Entlastung bietet und das Blei, das über allem liegt, zum Schmelzen bringt, mit einem solchen Übermaß an Skepsis entgegentreten, als wäre er der eigentliche Feind.


Driesen:

Schon gut, Du darfst mich ruhig offen zu diesen anonymen Kritikern und Dissidenten zählen, deren Skepsis gegenüber Musk Dich „verdutzt“. Und wenn ich ganz ehrlich bin, sehne ich mich auch wirklich ein wenig nach einem weißen Ritter in schimmernder Rüstung, der nun im gestreckten Galopp durch die verkrustete Landschaft prescht und alles aufbricht, damit endlich wieder Aufbruch ist. Doch gleichzeitig habe ich die „Disruptoren“ zu fürchten gelernt wie kaum etwas sonst. Sie sind in meiner Erfahrung rücksichtslose, selbstverliebte und im Zweifel über Leichen gehende Raubritter in eigener Sache.

Das meinte ich zu Beginn: Niemand wird der reichste Mann der Welt und planmäßig 2027 erster Billionär der Weltgeschichte, der nicht Raubritter ist. Niemand, der nicht gelernt hätte, mit den Mächtigsten und Korruptesten zu mauscheln, bis er selbst der Mächtigste und Korrupteste ist. Und an dem Punkt dann droht so jemand, an seinen eigenen Gottstatus zu glauben. Musks Visionen von seinem Lebensende auf dem Mars und von der Evolution des Menschen zu einer transhumanen Superspezies auf Silikonbasis sind bedenkliche Anzeichen in dieser Hinsicht. Und selbst wenn wir auf der guten alten Erde bleiben: Musk ist in erster Linie Businessman, Punkt. Jemand, der zu einem guten Teil über Raketen-Deals mit dem militärisch-industriellen Komplex reich geworden ist, mit den Falken und Kriegstreibern schlimmster Sorte. Jemand, der vom Ukraine-Krieg und – wer weiß – anderen Konflikten über seine Starlink-Satelliten profitiert. Jemand, der Grenzen und Wurzeln nur als zu überwindendes Hindernis empfinden muss. Das alles entspricht für mich nicht der Jobbeschreibung eines Menschheits-Erretters. Aber ja: Wir müssen es abwarten. Was bleibt uns kleinen Fischen anderes übrig?    


Schmid:

Tja, was bleibt mir übrig an Einwänden gegen solchen Furor? Transhuma­nisten sind des Teufels, was sonst? Kriegstreiber und Kriegsgewinnler sind widerlich und sonst nichts. Aber da ich nun einmal die Rolle des Advocatus diaboli spiele, versuche ich noch mal eine Lanze für den kommenden Billionär zu brechen, die jenseits von Geschäftemacherei, Korruption und Allmachtsphantasien spielt: Was, wenn Musk im Kampf gegen die ihm verhassten Woken tatsächlich idealistisch vorgeht? Denken wir doch mal darüber nach, was es bedeutet hat, dass sich Musk so klar auf Trump festgelegt hat: Hätte Harris gewonnen, wäre er der verhassteste Mann für das siegreiche „demokratische“ Establishment gewesen. Sie hätten nichts unver­sucht gelassen, ihn zu ruinieren und ins Gefängnis zu bringen – und sie hätten das wohl auch geschafft. Musk spielt – im Gegensatz zu all den vielen Gratismutigen – mit extrem hohem Einsatz … 


Driesen:

Furor? Wenn, dann ist doch wohl Musk von Furor befeuert. Ich glaube sogar, dass bei seinem anti-woken Kreuzzug eine gute Portion Idealismus mitschwingt – oder sollten wir besser sagen, persönliche Betroffenheit. Immerhin hat sich sein heranwachsender Sohn unter dem Einfluss dieser verstrahlten Ideologie in eine (von ihm entfremdete) Tochter verwandelt und will nun, nach Trumps Wahlsieg, die USA verlassen. Da ist also sicher Revanche-Bedürfnis des Vaters gegenüber den Kulturmarxisten im Spiel, ebenso wie vermutlich auch der aufrichtige Wille, anderen Familien ähnliche Katastrophen zu ersparen. Aber was mich interessiert: Wie, glaubst du, soll es denn nun weitergehen mit Musk und der Politik? Immer mal wieder, je nach Laune und Lage, eine „Intervention“ von ihm in Ländern wie Deutschland, Großbritannien oder Frankreich? Soll er uns im Zweifel von jetzt an durchsagen, wer gerade der richtige Regierungschef oder Wirtschaftsminister ist – oder nicht mehr ist? Soll er die Gremien, die zum Beispiel seine Tesla-Fabrik in Brandenburg regulieren, gleich selbst besetzen? Und siehst Du irgendein Anzeichen, dass er tatsächlich – und wenn auch nur nebenbei – das Wohl der Deutschen im Blick haben könnte bei irgendetwas, das er sagt oder tut, statt ausschließlich seine Bilanzen und Einflusszonen?


Schmid:

Was Musk in Zukunft macht, kann ich als Nicht-Hellseher nicht sagen. Hoffentlich wird er als Trump-Berater den Bürokratieabbau mit in die Wege leiten, der dringend notwendig ist; und hoffentlich werden die EU und Deutschland dann von diesem für einmal positiven Schachzug des Hegemons ebenso mitgerissen wie von vielen seiner destruktiven Aktionen in der Vergangenheit. Durchsagen zur Politik in Deutschland kann Musk auch künftig gerne machen, solange er nur seine Meinung äußert und damit – ich wiederhole mich – die Verhältnisse in einem demokratischen Sinne, sprich: der Mehrheit zu ihrem Recht verhelfend, aus ihrer Erstarrung löst und in Schwung bringt. Und ja, ich traue auch dem reichsten Mann der Welt zu, dass er zu außerbilanziellem Denken zum Wohle anderer in der Lage sein könnte.

Schauen wir uns doch mal in dieser Frage einen anderen Global Player an: Ich hatte „vor Corona“ (unsere neue Zeitrechnung) nichts für und nichts gegen Bill Gates. Seit seinem Impfwahn, den er übrigens problemlos zehn Minuten in den Tagesthemen ausbreiten durfte, ohne dass ein Establishment von „Einmischung“ gesprochen hätte wie jetzt bei Musk, habe ich mich mehr mit seinen Machenschaften beschäftigt – und empfinde ihn als höchst suspekt, unsympathisch und das Gegenteil eines Menschheitsretters. Verglichen mit den gegenwärtigen politischen Interventionen von Musk: Wo hat Gates bei seinen Eingriffen in die Geschicke der Menschheit jemals gegen den Stachel gelöckt, wie Musk es gegen einen immer noch mächtigen Gegner lustvoll tut? Gates, der Mitläufer bei Hygienehysterie und Klimawahn, ein Erfinder, Verfestiger und Profiteur all dieser Ideologien – und Musk, der Aushebler dieser Wahngebäude, auch ein Eisbrecher gegen das globale Corona-Packeis, wenn wir uns erinnern. Geben wir Musk eine Chance zu beweisen, dass er sein Engagement gemeinnütziger versteht als sein Kollege Gates.


Driesen:

Ich gebe jedem gern eine Chance, außer den Grünen eine dritte. Aber ich bin halt auch ziemlich sicher, dass Musk seine Chance sogar dann ergreifen würde, wenn ich sie ihm nicht geben wollte. Weil er nicht fragt, sondern macht. Und er macht, weil er Macht hat, plus Geld, plus Visionen. Eine höchst explosive Kombination in fast allen Fällen, in denen diese drei Komponenten bislang als Kombipackung auftraten. Der Unterschied zu Gates ist, da stimme ich Dir zu: Gates will mich in Grund und Boden zwangsdurchimpfen, Musk mich aber nicht zum Mars mitschleifen. (Dabei finde ich den roten Planeten seit eh und je ein faszinierendes und dank SpaceX auch erstmals realistisch erscheinendes Ziel – danke für nichts, Nasa!) Was auch abzuwarten bleibt: Wird Musk unter Trump „beraten“ oder Trump unter Musk „regieren“? In jedem Fall muss Fritze BlackRock in Deutschland schon mal sein westfälisches Schul-Englisch auffrischen.


Fazit:

Wie nicht anders zu erwarten, scheiden sich an der Jahrhundertfigur Elon Musk die Geister. Hofft Kollege Schmid, dass sich der Trump-Ermöglicher durchaus auch hierzulande als Planierraupe zur Räumung von hartnäckig verkrusteter Wokeness einsetzen lässt, so fürchtet Kollege Driesen ebenso hartnäckig die disruptive Abbruchbirne des entfesselten Fantastillionärs. Irgendwo dazwischen lauert bereits der nächste Diskurs im Trümmerfeld einer in sich zusammenstürzenden Weltordnung.